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07.06.2016 - Reutlinger Nachrichten

Blick hinter die Kulissen

Ein abwechslungsreicher Blick hinter die Kulissen: Das Naturtheater lud am Sonntag zum "Tag der offenen Tür". Rund 2000 Besucher waren dabei.

 

JÜRGEN SPIESS

Im Theaterfundus findet sich fast alles, machte Theater-Chef Rainer Kurze (rote Weste) den Besuchern klar / Fotos: Jürgen Spiess

Im Theaterfundus findet sich fast alles, machte Theater-Chef Rainer Kurze (rote Weste) den Besuchern klar / Fotos: Jürgen Spiess

Jedes Jahr zum Auftakt der Saison zeigt das Freilichttheater im Wasenwald, was sich hinter der Bühne verbirgt und was dem Blick des Otto-Normal-Theatergängers sonst verborgen bleibt.

 

Selbst an diesem Sonntag, der immer wieder von heftigen Regenschauern gestört wird, ist die Begeisterung für und das Staunen über das Theater überall spürbar. Es beginnt mit den Führungen durch die Katakomben des Theaters: Hier wird gezeigt, wie es vor den Aufführungen in der Schneiderei und im winzigen Schminkraum zugeht.

 

"Bereits zwei Stunden vor Vorstellungsbeginn geht es hoch her", berichtet Naturtheater-Vorsitzender Rainer Kurze. Schließlich wollen rund 120 Aktive, die bei den beiden Hauptstücken "Cabaret" und "Aladin" mitspielen, mit Kostümen ausgestattet und zum Teil geschminkt sein. Man erfährt, wo die Kostüme entstehen und die Perücken angepasst werden und darf einen Blick in die magische Höhle werfen, in der Titelheld Aladin nach der Wunderlampe sucht.

 

Spannend sind auch die Backstage-Einblicke in den mit rund 35 000 Teilen vollgestopften Requisitenraum, in dem sich vom Tandem-Fahrrad bis zum ausrangierten Schwert alles finden lässt. Ein geordnetes Chaos herrscht auch im Kostümraum, in dem mehr als 4000 Kostümteile aus allen Epochen lagern.

 

Rainer Kurze erklärt, dass die zum Teil Jahrzehnte alten Kostüme nicht nur für den Theaterbetrieb Verwendung finden, sondern auch an Privatleute für Hochzeiten, Fasching und andere Festlichkeiten verliehen werden.

 

Schnell geht es noch zur Tontechnik und vorbei an der von Hand betriebenen Drehbühne, denn gleich werden auf der Hauptbühne Szenenausschnitte aus dem Erwachsenenstück "Cabaret" gezeigt. Regisseurin Susanne Heydenreich erklärt den Besuchern anhand einer mehrmals wiederholten Szene wie eine Probe abläuft und führt aus, warum und wie an der Darstellung noch etwas verbessert werden kann.

 

Die Stuttgarter Regisseurin hat sich für die diesjährigen Wasenwald-Festspiele an ein Welterfolgs-Musical gewagt, "das ich schon seit Jahren auf die Bühne bringen will", das gemeinhin aber als schwer auf der Bühne umsetzbar gilt.

 

"Cabaret" mit der Musik von John Kander und den Liedtexten von Fred Ebb setzt nicht nur auf leichte Unterhaltung, sondern zeigt "mit pfeffrigen Songs und Dialogen" ziemlich ungeschminkt die heimlichen Sehnsüchte des Bürgertums während der wilden zwanziger Jahre. Im Mittelpunkt steht der amerikanische Schriftsteller Clifford Bradshaw, der sich im zweitklassigen Kit Kat Klub in die Nachtclub-Sängerin Sally Bowles verliebt. Mehrere Male unterbricht Heydenreich die zweite Szene des Stücks und lässt sie wiederholen, da die Ankündigung des Conférenciers noch nicht richtig klappt: "Mach die Szene nochmal", fordert sie Sascha Diener auf: "Sally ist nicht nur schön, sie ist eine schöne Dame!", korrigiert sie. Jedes Wort ist von Bedeutung, darauf legt Heydenreich großen Wert.

 

Neben Ausschnitten aus den beiden Theateraufführungen gibt der Erste Vorsitzende Rainer Kurze dann noch einen Überblick über die weiteren Veranstaltungen, die zwischen dem 18. Juni und 27. August auf der Freilichtbühne gezeigt werden. Neben vier Führungen und mehreren Szenenausschnitten gibt es erstmals einen Theaterflohmarkt, einen Infostand vom Waldkindergarten und musikalische Einlagen der Stadtkapelle Reutlingen. Für die kleinen Theaterfans ist ebenfalls gesorgt: Sie können ihre eigene Wunderlampe basteln, sich von den Maskenbildnerinnen schminken lassen und mit der Lokomotive Emma übers Gelände tuckern.

Immer wieder müssen die Szenen zu

Immer wieder müssen die Szenen zu "Cabaret" geprobt werden, bis sie perfekt sitzen.




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