24.08.2015 - Reutlinger General-Anzeiger

Naturtheater - Am Ende der Spielzeit steht die beste Vereinsbilanz seit Bestehen zu Buche. Das hat auch Schattenseiten

Ohne einen Geschäftsführer geht's nicht

VON ANDREAS DÖRR

"Es ist eine Rekord-Saison", sagt Rainer Kurze, Vorsitzender des Naturtheaters. "Das beste Jahr in der Vereinsgeschichte." Und die ist mehr als 150 Jahre alt. Über 30 000 Besucher werden zum Abschluss der Spielzeit 2015 am kommenden Wochenende zu Buche stehen.

Schon am vergangenen Samstag konnte der 10 000. Gast bei "Don Camillo und Peppone" begrüßt werden. Über 15 000 waren es beim "Sams". Rechnet man den Tag der offenen Tür und die Gastspiele dazu, darunter den viel beklatschten Auftritt von Konstantin Wecker, werden es 33 000 Besucher sein, die sich von den Wasenwald-Festspielen unterhalten ließen. Das geht an die Substanz nicht nur der zwischen fünf und 82 Jahre alten Schauspieler. Alle 120 Naturtheater-Mitarbeiter dürften das Ende der Spielzeit herbeisehnen. "Sie arbeiten ehrenamtlich. Man kann sie um ihr Engagement nur bitten. Sie dazu zwingen, kann man nicht", sagt Rainer Kurze.

"Wir waren uns nicht sicher, ob das funktioniert"

"Das Ehrenamt gerät an seine Grenzen", sagt Bärbel Mauch am Samstagnachmittag gegenüber dem GEA. Elf Stunden später wird sie mit ihrem Vorstandskollegen Rainer Kurze an der Abendkasse des Mitternachts-Specials sitzen und sich über 750 Zuschauer freuen, die "Ein Ufo wurde ferngesehen – das Gemüsical" sehen wollen (siehe Kritik in der Kultur).

Die stellvertretende Vorsitzende arbeitet tagsüber hauptberuflich als politische Referentin für den Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Rainer Kurze ist kaufmännischer Angestellter. Trotz ihrer Jobs müssen die beiden für die Naturtheatercrew ständig erreichbar sein – eine Erreichbarkeit, die an die psychische und physische Substanz geht. "Wir müssen einen Geschäftsführer einsetzen", sagt Rainer Kurze. So viel ist klar. Wie sie ihn finanzieren, muss noch ventiliert werden.

Neben dem ungeheuren Ergebnis, das das Naturtheater in dieser Saison einfahren konnte, sind Rainer Kurze und Bärbel Mauch stolz auf eine Spendenaktion, die zahlreichen Reutlinger Institutionen vom Asyl-Café bis zum Frauenhaus ordentlich Geld brachte. Am Ende jeder Vorstellung wurde zu Spenden aufgerufen, die Naturtheater-Mitarbeiter an den Ausgängen in Empfang nahmen. Mehr als 21 000 Euro kamen so zusammen. "Wir waren uns nicht sicher, ob das funktioniert", sagt Rainer Kurze. Der Erfolg hat ihn deshalb umgehauen. Ob’s in der neuen Saison eine Neuauflage gibt, bleibt abzuwarten. "Der Rahmen dafür muss stimmen."

Jetzt sind es noch drei Aufführungen, dann ist die Saison 2015 zu Ende. "Wir machen zwei Wochen Pause, ehe mit den Vorbereitungen für die neue Spielzeit begonnen wird", sagt Rainer Kurze. Und er macht nicht den Eindruck, als graue ihm davor. (GEA)