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06.05.2015 - Reutlinger Nachrichten

Am 7. Juni geht's mit dem Tag der offenen Tür los. Das Naturtheater Reutlingen zeigt dieses Jahr "Don Camillo und Peppone" für die großen und "Das Sams - eine Woche voller Samstage" für die kleinen Zuschauer.


Konstantin Wecker kommt

KATHRIN KIPP

Das Naturtheaterteam um Vorstand Rainer Kurze (hintere Reihe mitte) freut sich schon auf die neue Spielzeit, die mit einem Tag der offenen Tür am 7. Juni startet / Foto: Kathrin Kipp

Das Naturtheaterteam um Vorstand Rainer Kurze (hintere Reihe mitte) freut sich schon auf die neue Spielzeit, die mit einem Tag der offenen Tür am 7. Juni startet / Foto: Kathrin Kipp

Mit den 66. Festspielen (seit 1945) wolle man mit 38 Veranstaltungen in zehn Wochen zuschauermäßig "vielleicht die 30 000er Marke knacken", sagt Naturtheater-Vorstand Rainer Kurze. Seit Januar proben, nähen, basteln, bauen und musizieren die Naturtheatler wieder. Geprobt wird teilweise vier Mal die Woche: szenisch, theatralisch und choreografisch.

 

Mit dem Erwachsenenstück " Don Camillo und Peppone" inszeniert Susanne Heydenreich ihre mittlerweile elfte Wasenwald-Produktion, bei der dieses Mal 29 Darsteller und ein Hund auf der Bühne herumwuseln, um sich als Kommunisten und Konservative des italienischen Dorfes Boscaccio mächtig in die Wolle zu kriegen. Für die Prügeleien hat man eigens einen "Kampfchoreografen" engagiert: Stefan Müller-Doriat verspricht lustige Balgereien, in denen nicht nur Fäuste, sondern auch Hummer, Bratpfannen und Bärte fliegen - alles nur gut gespielt, versteht sich, denn die Schauspieler müssen ja insgesamt 16 Aufführungen durchstehen.

 

Komponist Mikael Bagratuni sorgt dafür, dass die Kampfszenen auch soundmäßig in allen Ohren klingeln und dass die Dissonanzen zwischen den verfeindeten Lagern im Stück auch musikalisch zum Ausdruck kommen. Dementsprechend "schräg" soll die Sache klingen, aber vermutlich werden auch wieder herzzerreißende Schmachtsongs zu hören sein. Bagratuni hat sich dafür an den Klischees italienischer Dorfmusik orientiert, aber dabei einen ganz "eigenen Stil" entwickelt. Inhaltlich wird das drin sein, was auf Don Camillo auch drauf steht: "Jeder wird Don Camillo und Peppone wiedererkennen", verspricht Heydenreich, die gerne eine eigene Theaterfassung geschrieben hätte, was aber urheberrechtlich nicht möglich war.

 

Deshalb wird die Theaterfassung des 1948 entstandenen Romans von Giovannino Guareschi gespielt, die manchen - wie die alten Filme - vielleicht "ein wenig staubig und museal" vorkommt, die von der Regisseurin aber mit kleinen "Anpassungen" aufgepeppt wurde, welche der Verlag dann auch absegnete. Den Rest müsse man eben dann "zwischen den Zeilen lesen", ihre Schauspieler hat Susanne Heydenreich entsprechend instruiert. Trotz aller politischen (und vielleicht sogar ein wenig zeitlosen) Streitigkeiten im Stück will sie mit ihrer Inszenierung vor allem "einen vergnüglichen Abend" gestalten.

 

Fürs italienische Flair sorgen die Kostüme (Sibylle Schulze), die im südländischen 40er-Jahre-Stil gehalten sind. Auf der Bühne steht unter anderem die Kirche von Don Camillo, ansonsten muss die Bühne wieder allen drei Stücken gerecht werden, so Eugen Krauss, dem dieses Jahr beim Bühnenbau sogar zwei Flüchtlinge aus der Ringelbach-Unterkunft helfen.

 

Optisch passen muss die Bühne auch zum Crazy-Mitternachts-Special von Sascha Diener, der für diesen Sommer ein "Gemüsical" kreiert, in dem sich die Akteure wieder mit allem, was sie können, "austoben" sollen. Dieses Jahr geht's um Ufos, Fernsehgeräte und Gemüse-Passionen - eben ein leicht durchgeknalltes Geisterstunden-Event.

 

Ab 26. Juni steht dann das Kindertheaterstück auf dem Programm: Ambrogio Vinella bringt Paul Maars "Das Sams - eine Woche voller Samstage" auf die Bühne, dieses Mal mit 42 Darstellern. Das Sams wird dabei wie im Buch mit "roten Haaren, blauen Punkten, gelber Zunge und grünem Outfit" durch die Gegend wirbeln, in einem Stück, das auch durch einige Massenszenen geprägt sein wird, die als Art "Wimmelbilder", so Vinella, viele kleine Nebengeschichten erzählen. "Überall passiert also was", verspricht der Regisseur. Und weil sich Taschenbiers Mietshaus von Frau Rotkohl in Süddeutschland befindet, wird auch schwäbisch gesprochen. Auch das Kinderstück bietet hausgemachte Musik: Felix Löwy hat sie komponiert, Anselm Nadj sie einstudiert: So singen nicht nur der ganze Chor, sondern auch das Sams, Herr Taschenbier und sogar ein Eisbär. Die Sams-CD wird am Tag der offenen Tür präsentiert.

 

10 000 Karten hat das Naturtheater bereits im Vorverkauf verkauft, man muss sich also für eine spezielle Platzwahl oder einzelne Events schon ein wenig ranhalten - auch bei den Gastspielen: Dieses Jahr steigt wieder die Musical-Night sowie die SWR3 Live Lyrix. Und als besonderes Highlight, in Kooperation mit dem franz.K, besingt Konstantin Wecker im lauschigen Wasenwald "40 Jahre Wahnsinn". Das heißt, man kann bei diesem Jubiläumskonzert sicherlich einen musikalischen Querschnitt aus Weckers Lebenswerk erwarten.

Mit

Mit "Don Camillo und Peppone" sollen Erwachsene, mit dem "Sams" (oben) Kinder ins Naturtheater gelockt werden / Fotos: NTR




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