Naturtheater Reutlingen Mark Gewand 3 72762 Reutlingen Wasenwaldfestspiele Wasenwald Festspiele Homepage Naturtheater Reutlingen Mark Gewand 3 72762 Reutlingen Wasenwaldfestspiele Wasenwald Festspiele Homepage


07.05.2015 - Reutlinger General-Anzeiger

Naturtheater – Laienbühne will diesmal die 30 000-Besucher-Marke knacken. Bereits 11 000 Karten verkauft


Don Camillo trifft Konstantin Wecker

VON PATRICIA KOZJEK

 

Der Run scheint groß. »11 000 Karten gingen bereits im Vorverkauf über den Tisch. 3 000 mehr als vergangenes Jahr«, freut sich Rainer Kurze, Vorsitzender des Naturtheaters Reutlingen beim Pressegespräch. Dabei ist Premiere für »Don Camillo und Peppone« und »Das Sams – eine Woche voller Samstage« (für die jüngeren Besucher) erst in gut sechs Wochen.

Freuen sich auf die neue Saison: Mitglieder des Reutlinger Naturtheaters / 
Foto: Kozjek

Freuen sich auf die neue Saison: Mitglieder des Reutlinger Naturtheaters /
Foto: Kozjek

Am 7. Juni startet die Naturtheater-Saison mit einem Tag der offenen Tür. »Ein Familientag«, wie Kurze bemerkt. Im Rahmen der 66. Festspiele seit dem Zweiten Weltkrieg wollen die Akteure bei 38 Veranstaltungen innerhalb von rund zehn Wochen »endlich die saisonale 30 000-Besucher-Marke knacken«. Seit Monaten sind deshalb alle intensiv mit Proben, Komponieren, Nähen, Singen oder Bauen beschäftigt.

 

»Es sind lustige Kämpfe. Wir zeigen keine blutige Realität«


Bis zu viermal die Woche, auch feiertags und am Wochenende, oft bis in die Nacht, geht es theatralisch, szenisch wie choreografisch ans Eingemachte. Für Susanne Heydenreich ist es nunmehr die elfte Naturtheater-Produktion mit dem Erwachsenenstück »Don Camillo und Peppone«. Dafür stehen gleich 29 Darsteller und Hund Bella auf der Bühne, die sich im italienischen Dorf Boscaccio als Kommunisten und Konservative ordentlich an den Kragen gehen.

 

Kurzfristig als »Kampf-Choreograf« wurde dafür Stefan Müller-Doriat angefragt. »Es sind eher lustige Kämpfe, wir zeigen keine blutige Brutalität. Doch wenn Worte nicht reichen, müssen im Stück auch mal Fäuste sprechen. Die Darsteller sollen daran allerdings genauso viel Spaß haben wie die Zuschauer«, verrät der junge Künstler schmunzelnd, der für die »Massenschlacht« auch mal Bratpfannen und Hummer auf der Bühne fliegen lässt und das gleich bei 16 Aufführungen. Für »echte Kampfgeräusche« der verfeindeten Lager sorgt Komponist Mikael Bagratuni. Er hat jedem Hauptcharakter eine eigene Musik zugeordnet – mit »vielen gewollten Dissonanzen«. Freilich soll es »auch richtig schön
schräg klingen«, wie er sagt.

 

»Inhaltlich ist das drin, was auf Don Camillo draufsteht«


»Gerne« hätte Heydenreich das Original, den Roman von 1948 (Giovannino Guareschi), vielmehr die Theaterfassung von 1996, für die Bühne nochmals umgeschrieben, wie sie sagt.

 

Da dies aus urheberrechtlichen Gründen aber nicht geht, hat sie dem Stück nur den »staubig-musealen Touch« genommen und es – mit Genehmigung – der heutigen Zeit angeglichen.

 

»Das Publikum soll einen vergnüglichen Abend haben, unterhalten werden und doch mit einigen Gedanken nach Hause gehen«. Und: »Inhaltlich ist das drin, was auf Don Camillo draufsteht«, verspricht sie.

 

»Italo-Flair« zaubert Sibylle Schulze mit Kostümen im südländischen 40er-Jahre-Stil, während Eugen Krauss seit Februar tatkräftig beim Bühnenbau von zwei Flüchtlingen aus der Ringelbach-Unterkunft unterstützt wird, wie er begeistert berichtet. »Der Kontakt kam übers Asylcafé und es läuft super«, hebt er hervor. »Eine tolle Bereicherung und Erfahrung«.

 

Die Herausforderung für den Bühnenbauer: »Die Bühne muss allen drei Stücken gerecht werden, einer Kirche inbegriffen«. Passen muss sie nämlich auch für das beliebte »Mitternachts-Special« von Sascha Diener, der für zwei Aufführungen gerade ein »Gemüsical« auskocht. Der »chronische Nachtfernsehgucker « will mit dem »haarsträubenden Mittagsprogramm und dessen A-, B- und C-Promis« endlich abrechnen, wie er sagt.

 

»Rote Haare, blaue Punkte, gelbe Zunge und grünes Outfit – ein bunt-wildes Spektakel«

 

Premiere des Kindertheaterstücks mit Drehbühne ist am 26. Juni. Ambrogio Vinella hat sich dafür den Kopf zerbrochen, wie man 42 Darsteller auf der Bühne unterkriegt und diese Menge noch bewegt in Wort, Bild und Tat. »Das Sams – eine Woche voller Samstage« nach dem Bestseller von Paul Maar, wird so dargestellt wie es im Buch beschrieben ist, verrät er: »Rote Haare, blaue Punkte, gelbe Zunge und grünes Outfit – unterm Strich ist das Ganze ein bunt-wildes Spektakel«. Man darf sich »Wimmelbilder« vorstellen, wenn es um »Massenszenen«, wie die im Kaufhaus geht. Und: »Frau Rothkohl schwätzt schwäbisch«.

 

Komponiert für das Stück hat Felix Löwy, während Anselm Nadj für die musikalische Umsetzung verantwortlich zeichnet und sogar Eisbären zum Singen bringt. Beim Tag der offenen Tür soll eine Sams-Musik-CD präsentiert werden, die in der Musikschule Pfullingen in einer Woche fertiggestellt wurde.

 

Auf dem Kulturprogramm stehen neben der »Musical Night« auch die »SWR3 Live Lyrix«. »40 Jahre Wahnsinn« ist zugleich auch besonderes Highlight im Wasenwald am 12. Juni – in Kooperation mit dem franz.k. Mit Konstantin Wecker dürfen sich Besucher auf (s)ein Jubiläumskonzert mit musikalischem Querschnitt aus Weckers vier Jahrzehnten Lebenswerk freuen. Tipp: Ranhalten, wer dafür noch Karten möchte! (GEA)




© 1999-2024 ITOGETHER