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Theater für die ganze Familie:

Theater für die ganze Familie: "Die kleine Hexe" im Naturtheater Reutlingen / Foto: Kathrin Kipp

04.07.2011 - Reutlinger Nachrichten

Wasenwald-Premiere: Die kleine Hexe im Naturtheater

Freiheit für den Ochsen

Fliegende Besen und Wäscheklammern, Blitz und Donner: "Die kleine Hexe" zaubert, was das Zeug hält. Mit Hexentanz, Ochsen-Demo und guten Taten ging jetzt die "kleine" Naturtheater-Premiere über die Bühne.

 

Eigentlich ist sie mit ihren 127 Jahren noch viel zu jung für den großen Hexensabbat bei der Walpurgisnacht. Aber weil sie unbedingt dabei sein will, bekommt sie eine Sondergenehmigung - vorausgesetzt, sie besteht das Jahr über ihre Prüfungen.

 

Die böse Rumpumpel verfolgt sie dabei mit ihrer Kamera, und der Rabe Abraxas gibt hilfreiche Tipps - leider gerade die falschen, denn "nur eine böse Hexe ist eine gute Hexe", aber die kleine Hexe tut die ganze Zeit nur Gutes.

 

Regisseur Ambrogio Vinella erzählt Otfried Preußlers mittlerweile auch schon etwas in die Jahre gekommene Hexen-Story aus der Rückschau, ohne sie groß zu modernisieren. Timon Streicher flattert als Abraxas aufgeregt durch die Zuschauerreihen, trifft die kleine Hexe (Carina Weber) - und sie erinnern sich gemeinsam an das vergangene Jahr, in dem sich die kleine Hexe so einige gute Taten geleistet hat.

 

Zunächst klappte es mit der Zauberei ja nicht so toll. Anstatt Wasser regnete es Wäscheklammern und weiße Mäuse. Dann kaufte sich die Hexe aber schnell einen Besen bei Herrn Pfefferkorn (Pascal Muckenfuß), der vor lauter Zauberei zu stottern anfängt, ihr aber auch einen Glücksring schenkt. Und schon gehts los mit den guten Taten: Zuerst rettet sie ein armes Mädel (Mara Jährig), das zwar herzzerreißend singen kann, aber trotzdem keine "Träume aus Papier" verkauft, weil niemand sie beachtet.

 

Die kleine Hexe hilft und stattet die Blumen mit einem verführerischen Duft aus, so dass plötzlich alle die Blumen kaufen wollen. Dann rettet sie die arthritischen "Holzweiber", die im Wald kein Holz finden, vor dem bösen Förster Angst haben und immer gebückt rumlaufen, aber trotzdem ganz gelenkig das Tanzbein schwingen.

 

Die kleine Hexe zaubert Wind, damit die Äste von der Zuschauertribüne runterfallen und verwandelt den Förster zu einem zwanghaft guten Menschen. Außerdem heilt sie den singenden Maroni-Mann von seinem Dauerschnupfen, den Schneemann rettet sie vor den schlimmen Dorfbuben und schließlich den Dorfochsen vor dem Geschlachtetwerden und könnte eigentlich jetzt für eine Seligsprechung vorgeschlagen werden.

 

Regisseur Ambrogio Vinella und Choreographin Claudia Lamparter sorgen dafür, dass die Massenszenen abwechslungsreich vorgeführt werden, mit schwungvollen Choreographien und viel Trubel bei den Massenszenen im Dorf. Und einer lustigen Demo "Freiheit für den Ochsen". Der Ochse darf auch mit auf die Bühne und dabei dumm aus der Wäsche schauen, ist aber leider nicht ganz echt.

 

Alexander Reutter hat dazu viel Stimmungsmusik geschrieben, eingängige Melodien und schmissige Hexen-Hits. Und die kleine Hexe hat Feuer unterm Hintern, zaubert Seifenblasen und drehende Bilder und wohnt ganz hübsch in einem runden Hexenhaus (Jolanta Slowik), das mit dem Schornstein wackeln kann und voller dicker Zauberbücher steckt. Argwöhnisch verfolgt wird sie von der Hexen-Verfassungsschutz-Hexe Rumpumpel (Ana Zivkovic), die ihrem Auftreten - wie die anderen Furien auch - immer ziemlich viel Grusel und Gehabe, aber klamottenmäßig durchaus auch Eleganz verleiht, während Carina Weber und Timon Streicher sehr natürlich, spontan, leichtfüßig und selbstbewusst agieren und im bequemen Hexen- und Rabenlook durch den Wald wirbeln.

 

Für die große Blocksberg-Party macht sich die kleine Hexe mit Warze, Falten und Struwwelhaar besonders schick. Lucia Tunas und Trude Heck haben auch die anderen Hexen in phantasievolle Kostüme gesteckt: Moorhexen, Feldhexen, Wetterhexen, Kräuterhexen, allesamt mit Blumen, Ästen, Puppen und anderem irren Zeug auf dem Kopf, dazwischen huschen die Windhexen in ihrem zarten Blau über den in magisches Licht getauchten Blocksberg, die Oberhexe macht mit ihrer krummen Nase und einer astreinen Spinne aufm Kopf auf Horrorshow.

 

Und alle vollführen sie ihren Hexentanz, als gäbe es kein morgen, wirbeln durch die Luft, kreischen, krächzen, reiten auf ihren Besen und tun recht gruslig, haben aber schon Angst vor dem kleinsten Kugelblitz. Sie singen "Walpurgisnacht, was uns Hexen Freude macht", malträtieren die arme kleine Hexe, aber die führt letztendlich alle an der krummen Nase herum.




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