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Foto: Sabine Böhm

Foto: Sabine Böhm

August 2011 - www.mut-magazin.com

Das Mitternachts-Special 2011 des Naturtheaters Reutlingen

 

Die Wasenwaldklinik – Leidenschaft, die Leiden schafft!

Was passiert, wenn Autor und Regisseur Sascha Diener mehrere Wochen in einem Krankenhaus verbringt? Die Idee für das neue Mitternachts-Special wird geboren. Da wird die Bühne kurzerhand zur Klinik mit ihren verschiedensten Stationen. Und man begegnet im Laufe des Stückes allerlei, vor allem aus dem TV, bekannten Persönlichkeiten.

 

Chefarzt der Klinik ist – wie sollte es auch anders sein – Dr. von und zu Guttenberg (Jan Bayer). Doch auch Dr. Stefan-Frank (Sascha Diener), Dr. Sommer (Claudia Sieger), Dr. Bob - oder besser Boooooob - (Jacob Sulz) und Dr. Carglas (Timon Streicher) dürfen nicht fehlen. Seinen ersten Arbeitstag in der Klinik hat an diesem Abend Dr. Schiwago (Marc Weinmann), ein junger, gutaussehender Arzt, dem sofort die gesamte Schwesternschaft verfällt. Auch beim Pflegepersonal trifft man auf gute alte Bekannte wie Oberschwester Hildegard (Sina Diener) und den Schwestern Stefanie (Manuela Hansow), Stephanie (Carina Weber), Stephany (Melanie Hageloch) und Steffani (Mareike Weber).

 

Das Stück erzählt einen wohl ganz normalen Tag in einer ganz normalen Klinik. Nach dem Intro – das den meisten Zuschauern noch sehr gut bekannte Titellied der Schwarzwaldklinik – treffen sich morgens die Ärzte am Empfang und bekommen von Empfangsdame Frau Grüchtküch (Sophie Först) ihre Pläne, Berichte und was sie sonst für den Tag benötigen. Auch die an diesem Tag entlassenen Patienten finden sich später dort ein, um Papiere und Rechnungen abzuholen, doch das überfordert die resolute Dame schnell, klingeln parallel auch noch alle Telefone – und das, wo sie doch gerade mit ihrer Freundin Inge an einem der Apparate so ins Gespräch vertieft ist.

 

Nachdem das Personal vollzählig eingetroffen ist und die Übergabe mit Nachtschwester Kunigunde (Frauke Rausenberg) erledigt ist, versammelt man sich zur ersten Dienst-besprechung im Schwesternzimmer – natürlich erst mal zum Kaffee trinken. Dort trifft dann auch der neue Kollege Dr. Schiwago ein und verzaubert alle weiblichen Anwesenden, was  durch das Intro des Liedes „Reality" gut unterstrichen wird.

 

Nach dem gemütlichen Kaffeeplausch beginnt die Visite, zu der natürlich das gesamte Ärzte- und Schwestern-Geschwader anrückt und den Patienten den Tag alles andere als versüßt. Vor allem Privatpatient Herr Kerngsund (Tilmann Scheck) ist sehr verärgert, dass er nicht bevorzugt und nicht vor den Kassenpatienten behandelt wird. Da kann Herr Bruchsal (Denis Blanck) froh sein, dass sein Bruch nicht so schlimm ist und Dr. Carglas alles wieder hinbekommen hat – denn: Carglas repariert, Carglas tauscht aus!! Auch Patient Zahnmagen (Oliver Kahlert), der beim Sturz im Bad seine Prothese verschluckt hat, wird von den Schwestern „liebevoll" umsorgt. Er wird mit aller Gewalt aus dem Schlaf gerissen, da er doch vergessen hat, seine Schlaftablette zu nehmen... Abgerundet wird die Visite durch das Lied „Theater, Theater", das textlich abgestimmt dann zu „Visite, Visite" wird.

 

Auch die Visite bei den Damen verläuft ähnlich. Frau Steinbruch (Julia Coolens) mit den Nierensteinen, Frau Kleinstein (Petra Glaunsinger) mit dem Gallenstein und Frau Karnickel (Carolin Olbricht), die gerade ihr 7. Kind erwartet, haben es mit dem Pflegepersonal nicht leicht. Zudem wird allen als zusätzliche Heilmaßnahme ein Einlauf verordnet. Hier wird das Lied „Knoblauch, Knoblauch" aus dem Musical „Tanz der Vampire" kurzerhand zu „Einlauf, Einlauf", das als Ensemble-Tanz- und Gesangsszene hervorragend neu vertextet umgesetzt wird.

 

Ebenfalls Patienten in der Klinik sind noch die beiden Alzheimerpatienten Frau Vergessenheit (Mara Jährig) und Herr Hirnle (Marco Honisch), die sich regelmäßig auf dem Klinikflur treffen und sich jedes mal neu kennenlernen. Und nicht zu vergessen: Frau Biegsam (Maren Schmook), die sich kräftig verrenkt hat, und Billie (Samuel Schickler) mit seiner Knieverletzung. Bei Ihrem Physio-Termin beim Physiotherapeuten Knochensegen (Johannes Blattner) macht Frau Biegsam ihrem Namen alle Ehre und glänzt mit einer beeindruckenden Akrobatik-Einlage. Ebenso Billie, der seinen Termin gemeinsam mit dem Therapeut zu einer Hip-Hop-Tanzeinlage macht.

 

Frau Dr. Sommer hat es in der Notaufnahme nicht leicht. Sie muss eine Doppelschicht nach der anderen schieben und kapituliert fast, als die Notfälle eintreffen und eindringlich mit dem Lied „Help me" um Hilfe bitten. Auch die geordneten Verhältnisse, muss doch jeder Notfall-Patient brav eine Nummer ziehen, machen es da nicht einfacher.

 

Nachdem Chefarzt Dr. Guttenberg ihr noch eine weitere Schicht aufdrückt, wirft sie das Handtuch, kündigt fristlos und beschließt, Putzfrau zu werden. Diese Szene wurde eindrucksvoll mit dem Lied „Ich gehör nur mit" aus dem Musical „Elisabeth" umgesetzt.

 

Doch was wäre eine Klinik ohne Liebesgeschichten. Schwester Stephany ist unsterblich verliebt in den Chefarzt und Oberschwester Hildegard hat es auf den „Neuen", Dr. Schiwago, abgesehen, was sie ihm deutlich unter vollem Körpereinsatz zu den Klängen zu „I´ve got the Power" zeigt.

 

Als Schwester Stephany feststellen muss, dass Dr. Guttenberg´s Herz für die Patientin Frau Karnickel schlägt, bricht für sie eine Welt zusammen. Doch die offenherzige Patientin lässt sich, zum Leidwesen aller anderen Schwestern, auf ein Abenteuer mit Dr. Schiwago ein. Dass sie während ihrem Schäferstündchen von ihrem Mann erwischt werden und er die Dame samt mindestens 3 ihrer Kinder (die anderen 3 bekommt der Mann) nun dauerhaft am Hals hat, war sicher nicht in seinem Interesse. Auch Dr. Guttenberg ist am Boden zerstört – da wittert Schwester Stephany ihre Chance und tröstet den geliebten Arzt selbstlos. Ihr Plan geht auf, Dr. Guttenberg verliebt sich in sie und macht ihr sogar einen Heiratsantrag.

 

So endet dann der Tag in der Wasenwaldklinik – der Zuschauer denkt: etwas seicht.... da muss doch noch was kommen...?? Und es kommt auch noch was. Mit einem grandiosen Finale, bei dem das gesamte Ensemble auf der Bühne zu „Born to be wild" tanzt und singt und hinter einer Schattenwand Frau Karnickel ihr 7. Kind zur Welt bringt, dazu noch grandiose pyrotechnische Einlagen, verabschieden sich Ärzte, Schwestern und Patienten von den Zuschauern.

 

Auf der Bühne im Ensemble waren außerdem zu sehen: als Putzmann, der die Bühne von allerlei Flüssigkeiten und Unrat befreite, Pascal Muckenfuß, des weiteren Vito Marzio, Kim Glaunsinger, Jeny Glaunsinger, Katja Sulz, Tamara Zornow und Susanne Quante.

 

Die Wasenwaldklinik war wieder DAS Highlight der diesjährigen Freilichtspiel-Saison des Naturtheaters Reutlingen. Autor Sascha Diener übertrifft sich jedes Jahr aufs Neue. Und immer denkt man: besser kann es nächstes Jahr nicht werden – und doch setzt er immer wieder einen drauf. Wenn man dann noch bedenkt, dass es sich hier um ein Amateur-Theater handelt, ist die Leistung aller Beteiligten – egal ob auf oder hinter der Bühne – umso bemerkenswerter.

 

Mehr Informationen unter: www.naturtheater-reutlingen.de

 

Bericht: Sabine Böhm




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