Königin, Raupe und Grinsekatze

Von Arwen Möller

Das Kindertheater von Jan Bodinus "Alice im Wunderland" hatte am Freitag im Naturtheater Premiere. Mit seiner Umsetzung von Lewis Carrolls Kinderbuch-Thema zauberte Regisseur Paul Siemt ein Staunen in die Kinderaugen. Und das Geschehen im Wunderland karikiert nicht nur die Realität von Alice. Das Thema hält dem Leben der Moderne einen kindlichen Spiegel vor.

"Zu spät, zu spät, ich komme viel zu spät", so rast das weiße Kaninchen mit dem Wecker durch Alice unglückliches Leben in der Biedermeierzeit. Alice wird zum Singen gezwungen von einer Gouvernante, die Heidis Fräulein Rottenmeyer zur Ehre gereicht und von den Eltern mit ihren liebevollen Erwartungen erdrückt. Es ist das weiße gestresste Kaninchen ohne Zeit, das Alice mit ihrer Katze Dina ins Wunderland entführt.

Dort irrt Alice auf der Suche nach ihrer verlorenen Katze umher, mit Frust und Lust. Und "Kopf ab" – Herzkönigin, Raupe und Grinsekatze stellen die Welt auf den Kopf. Erst als Alice als Gerichtszeugin einen Tortendiebstahl aufklärt und der Herzkönigin die Meinung sagt, darf sie nach Hause. Raus aus dem Wunderland. Sie hat jetzt genug Selbstbewusstsein und singt, was sie will. Alice braucht das Wunderland nicht mehr.

"Wahnsinn, wie viel Text die Alice auswendig gelernt hat", murmelt eine Kinderstimme im Zuschauerraum. Vor den nahezu ausverkauften Rängen des überdachten Naturtheaters zeigten die Amateurdarsteller im Alter zwischen sechs und 44 Jahren viel Engagement.

"Oft kommen Kinder nach der Vorstellung und wollen auch mitspielen", sagt Rainer Kurze, Vorstand des Naturtheaters. Dann sind die jungen Schauspieler(innen) mit ganzem Herzen bei der Sache. Mara Jährig in der Rolle der elfeinhalb-jährigen Alice spielt souverän die Protagonistin. Auch Anna Heck zeigt authentisches Miauen und Fauchen als Katze Dina.

Trickreiche Maske, Kostüme und auch das Bühnenbild von Monika Schuh-Wibmer und Lucia Tunas unterstreichen das fantastische Treiben im Wunderland. Tanz und Gesang der Hummerquadrille, komponiert von Alexander Reuter, rockt bis ins Publikum, das im Takt mitklatscht. Denn "Hummer ist der beste Koch".