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Große Klappe statt großer Fische: Am Ende muss der kleine Wickie die großen Wikinger retten / Foto: Lara Diel

Große Klappe statt großer Fische: Am Ende muss der kleine Wickie die großen Wikinger retten / Foto: Lara Diel

01.07.2013 - Reutlinger Nachrichten

Hey, hey, Wickie - mit Herz und Hirn

LARA DIEL


Bärtige Kerle, echte Tauben und hinreißende Mini-Darsteller: "Mein Freund Wickie" und seine Mit-Wikinger tanzen, singen und spielen sich direkt in die Herzen der kleinen und großen Premierenzuschauer.


Der kleinste Wasenwald-Wikinger ist drei Jahre alt, und manch ein Zwerg im Publikum ist nicht viel älter - das Kinder-Musical, das viele Eltern noch als Zeichentrickserie aus ihrer eigenen Kindheit kennen, zieht die Kleinen auf beiden Seiten in seinen Bann.

 

Kein Wunder: 29 originell gewandete große und kleine Darsteller sind mit von der Partie, wenn "Mein Freund Wickie" seine aufregenden Abenteuer erlebt, singen, tanzen, toben, torkeln und schwanken unermüdlich durch den Wasenwald. Immer und überall gibts was zu sehen, zu hören und zu lachen, langweilig wirds nie.

 

Der kleine Wickie (talentiert verkörpert und gesungen vom 14-jährigen Jakob Sulz) nimmt die Zuschauer mit auf eine aufregende Reise durch sein junges Leben. Als Sohn des berühmt-berüchtigten Wikinger-Häuptling Halvar (brummig und knurrig, aber mit viel Herz: Sinan Liebert), muss er sich ein ums andere Mal verspotten lassen. Etwa, wenn er Wölfe lieber mit dem Köpfchen als mit dem Schwert zähmt.

 

Und das, obwohl die von den Frauen und allerliebsten Mini-Wikingern ersehnte Ankunft der starken Männer mit den furchterregenden Helmen im heimatlichen Wikingerdorf alles andere als heldenhaft ausfällt - große Klappe statt großer Fische.

 

Bloß gut, dass es da auch noch Wickies Mutter Ylva (herzlich und lebensklug gespielt von Ute Raiser) und seine Freundin Ylvi gibt. Die neunjährige Julia Stirmlinger ist zwar nur halb so groß wie "Wickie" Jakob Sulz, spielt aber mit einem umso größeren Selbstbewusstsein auf, wenn es darum geht, dem Freund beim Überwinden seiner Ängste zu helfen. Ganz zu schweigen von der Souveränität, mit der sie ihre Lieder vorträgt. Ylva und Ylvi wissen, was in Wickie steckt: haufenweise Herz und Hirn.

 

Zu ihnen gesellt sich Orne, der Seher des Wikingerdorfs: Heiko Raiser macht sich gut als weihnachtsmannähnlicher, weißhaariger, rauschebärtiger Gutmensch, der unermüdlich darauf hinweist, dass vor den Taten den Kopf einzuschalten ist.

 

Das alles wollen die Wikinger aber nicht hören, als sie erneut auf große Fahrt gehen. Und so kommt es, wie es kommen muss. Sie geraten ins Reich des bösen Gröll, des Tyrannen von Inselland, dem Jan Bayer gekonnt gierig-lasterhaftes Leben einhaucht. Der böse Gröll setzt die Wikinger kurzerhand fest, denn er hat mit ihnen noch ein Hühnchen zu rupfen. Klar, dass am Ende nur Wickie die armen Gefangenen retten kann - mit List, Tücke und ganz schön viel Mut. Am Ende sieht ihn sein Vater mit ganz anderen Augen. Und so ganz nebenbei lernen die Zuschauer auch noch, dass man manchmal auch schwach sein muss, um stark sein zu können.

 

Das kindgerechte Spektakel, das von der neuen Regisseurin Janne Wagler ideenreich in Szene gesetzt wurde, lebt von großen Ensembleszenen, aber auch von bezaubernden Akzenten wie den acht weißen Tauben, die sich in den Abendhimmel schwingen, um in ihre Heimat Betzingen zurückzufliegen. "Hey, hey Wickie" und andere Lieder aus der Feder Christian Bruhns, der unter anderem "Heidi" und "Marmor, Stein und Eisen bricht" geschrieben hat, verpackt ermutigende Botschaften - "klug und listig muss man sein, um zu überleben, nur so kann man diese Welt aus den Angeln heben"- in fetzige, eingängige Melodien, die auf dem Nachhauseweg von der ganzen Familie nachgesungen werden können.




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