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"Drei halbe Italiener" im Naturtheater Reutlingen / Foto: Kathrin Kipp

11.07.2013 - Reutlinger Nachrichten

Deutsch-italienische Sparwitze auf Spaghetti- und Maultaschenniveau gabs mit den "Drei Halben Italienern" im Reutlinger Naturtheater


Darüber hat schon Cäsar gelacht

KATHRIN KIPP


Es hätte so schön sein können: lauschiger Abend, Wasenwald, ein bisschen schwäbisch-italienische Freundschaft, und warum nicht auch ein paar ausgeleierte Kalauer im Comedy-Programm?

 

Aber die drei halben Ulknudeln treibens dann doch ein wenig zu dolle mit ihrem Spaghetti-, Mamma-, Kehrwochen-, Geiz- und Mafia-Gedöns, über das laut eigener Aussage "schon Cäsar" gelacht hat. Ungefähr genauso abgehangen kommen die Witze auch daher. Die drei Komödianten mit Miracoli-Hintergrund sind abwechselnd mal zu dritt, alleine oder zu zweit auf der Bühne, schwadronieren über "Gruppensex" (Italien) und "Kreisverkehr" (Deutschland) und lästern über Italiens große Brüste und abgelebte Frauen ("Hormonzeitbomben", bei denen das "Haltbarkeitsdatum überschritten" ist).

 

Dabei inszeniert sich vor allem Patrizia Moresco als Partymaus, die als Wirkungstrinkerin ihre Proseccoflasche schwingt, dazu "Du bist besser als ein Mann" singt, auf der Bühne ein wenig Gymnastik treibt, und Witze über Dixieklos auf Lager hat: "Toi Toi Toi". Am liebsten aber jammert sie über ihre Herkunft ("Mamma"), die sie offenbar noch immer nicht ganz verarbeitet hat. So "verschiebts" ihr auch heute noch schon mal "den Eisprung", zum Beispiel, wenn aus dem Zimmer ihres Nachwuchses nur noch laute Bässe dröhnen: "Atomtests". Seit wann werden eigentlich Atome getestet? Egal.

 

Auch bei Roberto Capitoni stehen ganz bestimmte Atome mächtig unter Druck. Dazu rollt er diabolisch seine Augen, schneidet Grimassen, ist mit Händen und Füßen ständig in Bewegung (wie ein echter Italiener halt) und lästert über die Zwangs-Ehe (also seine) und über die Geschwindigkeit, mit der sich Italiener in den Schritt fassen, sprich: "Schrittgeschwindigkeit". "Schwaben machen des auch, bloß heimlich, weils juckt", weiß der Greifexperte.

 

Heinrich del Core wiederum macht auf unschuldig, findet unappetitliche Themen aber auch toll. Erzählt sofort im breitesten Schwäbisch von seiner eigenen, traumatischen Saugglockengeburt, die er seit damals mit einem handelsüblichen Toilettensauger wohl immer und immer wieder dramatherapeutisch nachspielen muss. Auch weil man die Saugglocke nach der Geburt nicht vom Kopf wegbekommen habe: "Bei der Einschulung hat michs dann schon ein bisschen genervt." Tröstet sich deshalb vielleicht mit einer (natürlich ironisch gemeinten) Faszination für den neusten Hotshit fürs Auto: "Halluzinogenscheinwerfer".

 

Lustig finden die drei auch die originellen Sprachkreationen ihrer Eltern, die aus Italien keine Komposita kennen und deshalb "Die Reife von die Auto" sagen, statt Autoreifen. Sich aber auch sehr "bildhaft" ausdrücken können: "Auto mit Lederbestattung" wünscht sich der eine Italo, und der andere hat Angst vor die "Gras mit Strom" - Brennnesseln. Roberto Capitoni wird von der ganzen Verwandtschaft übrigens als "die Kluge von die Scheißer" beschimpft. Zu Recht, weiß er doch über alles Bescheid, auch über den schwäbischen Geiz: Der Schwabe telefoniere zum Beispiel nur mit der Spar-Flatrate, die sich so ankündigt: "Kannsch mir mal grad dei Handy gäbbe?". Und dann wird"s auch noch politisch: In Deutschland heißt es: "Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos." In Italien heißt es: "Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst." Da bleibt nur noch "Bunga Bunga".




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