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13.06.2013 - Schwäbisches Tagblatt, Tübingen

Weltreisende und Wikinger im Wasenwald


Naturtheater bringt eigene Fassung von "In 80 Tagen um die Welt" auf die Bühne

Aufbruchstimmung im Wasenwald: Das Naturtheater Reutlingen wird 150 Jahre alt und reist in dieser Saison "In 80 Tagen um die Welt". Gleichzeitig stechen im Kinderstück "Mein Freund Wickie" die Wikinger in See.

Holger Schlosser als Phileas Fogg und Claudia Sieger als Aouda in der Reutlinger Fassung von Jules Vernes "In 80 Tagen um die Welt" / Bild: NTR

Uschi Kurz


Das Programm im Jubiläumsjahr ist wieder enorm: 36 Veranstaltungen, darunter sechs Gastspiele und ein Tag der offenen Tür, der am vergangenen Wochenende über 2000 Besucher/innen in den Wasenwald lockte, wo sie Kostproben aus der neuen Spielzeit kredenzt bekamen. "Endlich einmal bei schönem Wetter", freute sich der Erste Vorsitzende Rainer Kurze des Naturtheaters Reutlingen (NTR) nach den verregneten Proben der vergangenen Wochen.

 

"In 80 Tagen um die Welt", der Klassiker von Jules Verne und der nicht minder bekannte "Wickie". Um ein Ambiente zu finden, das für beide Produktionen passt, orientierte sich Bühnenbildnerin Jolanta Slowik an Motiven die zu beiden Geschichten passen: Reisen, Wasser, Weite und Himmel. Statt des satten Grüns der Bäume dominiert nun die Farbe Blau auf der Freilichtbühne im Wasenwald.

 

Das turbulente Weltreise ist eine Eigenproduktion. Weil Regisseurin Susanne Heyenreich an keiner der vorliegenden Bühnenfassungen für "In 80 Tagen um die Welt" Gefallen fand, schrieb die Dramaturgin Katharina Scholl flugs eine eigene Version, die dann von Heydenreich auf die Reutlinger Bedürfnisse zugeschnitten wurde. Um das große Ensemble einsetzen zu können, wurden zusätzliche Figuren und Handlungsstränge eingefügte. Und weil die Geschichte selbst wenig Dramatisches enthält, dürfen sowohl Phileas Fogg als auch sein Diener Passpartout ein kleines Techtelmechtel erleben.

 

Die Musik für das Erwachsenenstück hat der 15-jährige Stuttgarter Schüler Mikael Bagratuni komponiert, der mit Heydenreich auch schon am Stuttgarter Theater der Altstadt gearbeitet hat. "Die Musik schafft Stimmungen und Übergänge", sagt Bagratuni, der für jede Figur ein Thema entwickelt hat, das je nach Land variiert wird. Mit Musik werden auch die Zugfahrten überbrückt und das wiederum schafft Zeit für die zahlreichen Umzüge. Bis zu zehn Rollen spielen die 20 Darsteller, rund 100 Kostüme kommen zum Einsatz – logistisch auch ein großer Aufwand für Kostümbildnerin Sibylle Schulze und Choreografin Carmen Lamparter, die in beiden Stücken die Tanzszenen einstudiert hat.

 

Echte Hörner für die Wikinger-Köpfe

"Es ist wunderbar, ein Stück über die Wikinger unter freiem Himmel einstudieren zu dürfen", findet Janne Wagler, die im Reutlinger Naturtheater zum ersten Mal beim Kinderstück Regie führt. Schließlich hätte sich das gesamt soziale Leben der Wikinger unter freiem Himmel abgespielt. Der Thingplatz nimmt deshalb in ihrer Inszenierung einen zentralen Platz ein. Noch nie hat sie mit einem Ensemble gearbeitet, bei dem die Altersspanne so groß war – die jüngste Mitspielerin ist drei Jahre alt, der älteste über 50.

 

Mit zu ihrem Ensemble gehören auch zehn weiße Tauben, die gegen Ende des Stücks losgelassen werden und zu ihrem Züchter nach Betzingen zurückfliegen sollen. Bei der Premiere, die im Gegensatz zu den anderen Aufführungen abends ist, müssen sie ihren Heimflug bereits im ersten Akt antreten: "Tauben fliegen in der Nacht nicht. Sie müssen früh ins Bett."

 

Auch die Kostüme waren wieder eine große Herausforderung, berichtet Trude Heck, die Leiterin der Schneiderei. Sie hat zahlreiche Artikel über die alten Wikinger gelesen, um die kleinen und großen Schauspieler möglichst authentisch ausstaffieren zu können. Dabei stellte sie fest, dass nicht die Wikinger, sondern die Kelten einst Helme mit Hörnern trugen. Doch weil der pfiffige Wikingerjunge Wickie immer mit Hörnerhelm gezeigt wird, wollte sie auf dieses signifikante Erkennungsmerkmal nicht verzichten. Auch "Wickie" und seine Freunde werden deshalb im Wasenwald Hörner tragen. Fündig wurde Heck bei der Waldbühne Sigmaringendorf. Die dortigen Kollegen hatten für eine "Wickie"-Aufführung ganze Kuhköpfe gekauft und die Hörner ausgekocht.

 

Die Zusammenarbeit der Freilichtbühnen untereinander sei ohnehin hervorragend, ergänzt Kurze: "Man hilft sich gegenseitig aus." So sei die dicke Emma gerade als Leihgabe vom Wasenwald nach Herrenalb gereist, wo "Jim Knopf" gespielt wird.

 

Anders als im diesjährigen Erwachsenenstück, darf bei "Wickie" auch gesungen werden. Die musikalische Leitung im Kinderstück hat erstmals Anselm Nady. Er hat die Songs von Christian Bruhn mit dem großen Ensemble einstudiert: "Das war ein tolles Erlebnis."


Info: "In 80 Tagen um die Welt" hat am Freitag, 21. Juni, um 20 Uhr im NTR Premiere und wird danach 14 mal gespielt. Die Premiere von "Mein Freund Wickie" ist am Freitag, 28. Juni, ebenfalls um 20 Uhr und hat 13 weitere Vorstellungen.

 

Gastspiele im Wasenwald

Den Auftakt der Wasenwald Festspiele 2013 bestreitet am Sonntag, 15. Juni, Daniél Iberra mit einem Liederabend (Beginn: 20.30 Uhr). Der Argentinier tritt bereits zum vierten Mal im Reutlinger Naturtheater auf.


"Drei halbe Italiener", ein Comedyprogramm mit Roberto Capitoni, Patrizia Moresco und Heinrich del Core erwartet die Besucher dann am 5. Juli, ab 19.30 Uhr.


Bei der Musical-Night am 26. Juli, 20 Uhr, bringt die SET Musical Company Broadway-Stimmung auf die Waldbühne.


Ein Wiedersehen mit dem ehemaligen Reutlinger Finanzbürgermeister gibt es am 2. August, wenn "Peter Rist & Freunde" im Wasenwald Volksmusik und Schlager präsentieren.

 

Das Mitternachts-Special bringt Süffisantes zum Weltuntergang gibt es zweimal: am 17. und 23. August, jeweils um 23 Uhr.





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