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27.02.2021 - Reutlinger General-Anzeiger

HINTER DEN KULISSEN - Naturtheater Reutlingen


Das bewegte Leben eines Gebäudes

Es fällt ins Auge, wenn man durch den Wasenwald geht oder fährt – das Gebäude der ehemaligen Gaststätte auf dem Gelände des Naturtheaters Reutlingen. Was man nicht sieht, ist seine wechselvolle und im wahrsten Sinne des Wortes bewegte Geschichte. Nicht nur seine Nutzung änderte sich im Laufe der gut siebzig Jahre, die es jetzt besteht, auch der Standort wurde ein anderer.

Das Gebäude des Naturtheaters hat schon vieles erlebt. Foto: NTR

Das Gebäude des Naturtheaters hat schon vieles erlebt. Foto: NTR

Die Evangelische Gemeinschaft Reutlingen verlor im 2. Weltkrieg ihr Gotteshaus – die Ebenezer-Kapelle – und baute als Ersatz eine provisorische Holzkirche in der Kaiserstraße neben dem Kaufhaus Merkur. Es dauerte nicht lange, und der Kirchenbau erwies sich als zu klein. Neue Baupläne wurden geschmiedet und das Grundstück wurde 1954 mitsamt der Kirche an die Merkur AG verkauft, die dort eine Kantine einrichtete. Schon 1956 erwarb das Naturtheater das Gebäude; es wurde abgebaut und am heutigen Standort wieder aufgestellt. Ab 1960 diente es als Gaststätte – erst hieß es "Waldheim", später dann "Waldesslust".

 

Das Lokal war vor allem im Sommer beliebt bei Spaziergängern und Wanderern, die Gartenwirtschaft lud zum kurzen oder auch längeren Verweilen ein, und etliche Hochzeitsgesellschaften nutzten den großen Saal für ihre Feier. Das Naturtheater baute eine Kleinkunstbühne und so mancher kulturelle Leckerbissen erfreute dort das Publikum. Die Pächter blieben mal länger, mal kürzer.

 

2017 schließlich wurde der Gaststättenbetrieb eingestellt, und der Theaterverein nutzt nun die Räumlichkeiten selber. Das bisherige Vereinsheim, liebevoll "Baracke" genannt, ist längst an seine Grenzen gekommen, und so sind Nähstube samt Kostümen, Geschäftsstelle und der Kartenverkauf in das trotz seiner Erlebnisse gut dastehende Holzgebäude eingezogen.

 

Kultur findet nun nicht mehr im Gebäude, sondern auf der Gartenterrasse davor statt. Den gelungenen Einstand dazu bot die ausgefallene Freilichttheatersaison 2020. Statt vor vollen Zuschauerrängen wurde im kleinen Rahmen musiziert, gelesen und gelacht. Diese Veranstaltungsform wird 2021 seine Fortsetzung finden.

 

Und das Gebäude braucht sich um seine Zukunft keine Sorgen zu machen. Es wird – nach dem Bau des geplanten Betriebsgebäudes – zum Kostümhaus und zum Domizil der Vereinsjugend. Mit dann etwa achtzig Jahren kann es also auf ein bewegtes Leben zurückblicken und gleichzeitig nach vorne schauen. (eg)




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