21.11.2020 - Reutlinger General-Anzeiger
HINTER DEN KULISSEN - Naturtheater Reutlingen
Unterwegs im Corona-Förderdschungel
Zum Jahresabschluss stecken die Theaterleute im Wasenwald dieses Jahr – anders als gewohnt – nicht in den klassischen Vorbereitungen der nächsten Freilichttheatersaison. Kartenverkauf, Proben, Kostümschneiderei, nichts davon läuft derzeit im Naturtheater Reutlingen, der Lockdown light gilt auch für die sogenannte Breitenkultur, zu der Chöre, Musikvereine und eben auch Amateurtheater gehören. Verständnis für die der Pandemie geschuldeten Maßnahmen einerseits, eine finanzielle Notlage andererseits. Denn auch ohne Theaterbetrieb fallen Kosten an, denen in diesem Jahr keine Einnahmen gegenüberstehen.
Zum Glück gibt es zahlreiche Förderprogramme und Unterstützungsangebote von Kommune, Land und Bund. Von der Überbrückungshilfe für kleine und mittlere Unternehmen über die November-Hilfe für betroffene Vereine bis zum Bundesprogramm im Fonds Darstellende Künste – die Informationen zu Möglichkeiten, finanzielle Hilfen zu bekommen, werden dankbar angenommen. Selbstverständlich passt nicht alles auf jeden Verein und kann nicht jede Förderung in Anspruch genommen werden. Um zu der richtigen Erkenntnis zu gelangen, muss recherchiert, gelesen und nachgefragt werden.
Das ist aufwendig und kostet viel Zeit, ganz zu schweigen von den Nerven, denn alle Angebote sind sozusagen endlich – vom Fördervolumen her und vom Antragsschluss; da steckt also durchaus Druck dahinter. Man braucht Nachweise oder zumindest Aufstellungen über entstandene Kosten, die Einnahmeausfälle zum Vorjahr müssen zusammengestellt werden; all das ist nachvollziehbar. Doch wenn diese Unterlagen erst nach Prüfung durch einen Steuerberater eingereicht werden können, wird’s schnell eng. Auch bei zügiger Erledigung aller Anforderungen und elektronischer Antragstellung rennt die Zeit.
Das Naturtheater Reutlingen kann glücklicherweise auf seinen kaufmännischen Geschäftsführer zählen, der sich dieser Aufgabe gewissenhaft widmet. Was bleibt, sind viele offenen Fragen für die neue Saison. Was bedeutet eine Reduzierung des Sitzplatzangebots auf 50 oder gar 25 Prozent? Welche zusätzlichen Angebote können geschaffen werden, um Einnahmen zu generieren? Die Erfahrungen der vergangenen Monate mit der Nutzung der Gartenterrasse und der Vermietung der Zuschauerhalle an Reutlinger Chöre und Vereine sind positive, doch auch beim Naturtheater geht es um die nackten Zahlen. Der Blick in die Glaskugel hilft nicht. (eg)
