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02.04.2020 - Reutlinger General-Anzeiger

Alles ruht im Wasenwald

Naturtheater – Ob diesen Sommer der Vorhang aufgeht, entscheiden die Amateurschauspieler in zwei Wochen


VON HANS JÖRG CONZELMANN


Hilfe ist da, ob sie etwas nützt, ist die andere Frage. 2 000 Karten mehr als im Vorjahr hat das Naturtheater für die kommende Spielsaison bereits verkauft, viele davon als direkte Unterstützung für die anstehenden Baumaßnahmen gedacht und als Wertschätzung des treuen Publikums.

 

Doch Corona macht auch den Amateurschauspielern einen Strich durch die Rechnung: Der Spielplan, bereits fertig ausgetüftelt, ist vorläufig auf Eis gelegt – alles ruht im Wasenwald. Ein paar wenige halten die Stellung, einer von ihnen ist der Vorsitzende Rainer Kurze. Das Naturtheater befinde sich in einer "kritischen Situation", sagt er.

 

"Das Gespräch wäre von größter Bedeutung gewesen"

Schauspieler üben ihren Text zu Hause, ob sie ihn dieses Jahr auf die Bühne bringen können, ist fraglich. "Wir haben alles gestoppt", sagt Kurze. Wie lange der Stillstand andauert, hängt wie anderswo von den Empfehlungen der Mediziner und den Verordnungen der Landesregierung ab. Bisher ist das Naturtheater sechs Wochen im Verzug. Das heißt: Es wurde nicht geprobt, weil auf der Bühne ein ganzes Dorf auftreten soll. Das verstößt gegen das Versammlungsverbot.


"Die Kirche bleibt im Dorf" würde sicher 15 volle Häuser bescheren, wiederum unter der Regie von Alexander Reuter und Michael Gaedt, die mit Anatevka in der vorigen Saison großen Erfolg im Wasenwald hatten. Beginn wäre am Samstag, 20. Juni. Ebenfalls 15 Vorstellungen sind für die Eigenproduktion Peter Pan geplant, Beginn wäre Freitag, 26. Juni. Dazu kämen Veranstaltungen wie das Sommer-Open-Air am 16. Juli, eine Musical-Night am 24. Juli, eine Benefizgala am 7. August und vieles mehr.

Derzeit wie alle anderen leer: Das Naturtheater Reutlingen. FOTO: ARCHIV

Derzeit wie alle anderen leer: Das Naturtheater Reutlingen. FOTO: ARCHIV

Im schlechtesten Fall müsste Rainer Kurze alles absagen – "es wäre finanziell die größte Herausforderung der vergangenen Jahrzehnte".


Ein Rückschlag wäre das auch für den geplanten Neubau. Für vergangene Woche war ein Gespräch mit dem Landrat geplant. Immerhin hatte der Landkreis Bereitschaft zur finanziellen Förderung des neuen Betriebsgebäudes in den kommenden Jahren signalisiert. Den groben Rahmen wollte Kurze mit Thomas Reumann abstecken, doch dazu kam es nicht – Reumann ist coronabedingt in Quarantäne. "Das Gespräch wäre von größter Bedeutung gewesen", bedauert Kurze.


Denn entgegenkommen will das Naturtheater seinen Geldgebern, ohne freilich viele Abstriche vom Plan zu machen. Bereits beim runden Tisch Kultur hatte Kurze angekündigt, die Kosten von 8,5 Millionen Euro senken zu wollen – Einsparungen am geplanten Gebäudekomplex. Dazu wiederum hätte sich der Vorsitzende das Plazet seiner Mitglieder einholen müssen. Möglich ist so etwas bei der Jahreshauptversammlung, die ebenfalls abgesagt wurde – coronabedingt.


Gedankenspiele sind erlaubt: Den Saal erhalten, auf einen dritten Proberaum verzichten etwa, oder die Gaststätte stehen lassen und zum Kostümraum umzufunktionieren. Überlegungen dieser Art wollte Kurze im Plenum präsentieren, aber dazu kommt es zunächst nicht. Dass die Mitglieder mitgespielt hätten, daran hegt er keine Zweifel. Denn wie bei anderen Organisationen zeigt sich der Zusammenhalt in der Krise. Und da scheint der Verein gut aufgestellt zu sein. "Alle ziehen an einem Strang", freut sich Kurze.


Übrigens auch alle anderen Amateurbühnen im Umkreis. Kurze, der mit sämtlichen ähnlichen Bühnen in Verbindung steht, berichtet von allseitigem Shutdown. Das Theater für diesen Sommer komplett absagen will er bisher nicht. Er vertröstet seine Zuschauer bis zum 19. April, dann soll eine Entscheidung fallen.


Ob sie so rigoros ausfallen wird wie auf der befreundeten Waldbühne Sigmaringendorf bleibt abzuwarten. Dort strich der Verein die Segel: "Aufgrund der Covid-19-Pandemie sehen wir uns gezwungen, die Spielzeit 2020 auf der Waldbühne abzusagen", heißt es bedauernd. "Zum Schutz unserer Zuschauer und unserer Aktiven" bleibe keine andere Möglichkeit. Selbst im Falle des günstigsten denkbaren Verlaufs werde die verbleibende Zeit nicht ausreichen, um die nötigen Vorbereitungen für die Theatersaison durchführen zu können, verkündet das Management der Waldbühne. Mit diesem Schritt wolle man "die Bemühungen von Bundes- und Landesregierung sowie aller beteiligter Behörden zur Eindämmung des Virus unterstützen". (GEA)

 WASENWALD-FESTSPIELE 

Absagen oder nicht? Entscheidung fällt in KW 17

Wasenwald-Festspiele: Bezüglich der Durchführung der diesjährigen Festspiele ist noch nichts entschieden – "das Naturtheater Reutlingen bittet um Geduld", teilt der Vorsitzende Rainer Kurze mit. "Wir tun alles, um gut durch die Krise zu kommen."

 

Kostümverleih und Kartenvorverkauf: bis 19. April geschlossen

 

Geschäftsstelle: bis 19. April nur telefonisch unter 07121 270766 oder per E-Mail erreichbar: info@naturtheater-reutlingen.de

 

Spielplan: Geplant ist "Die Kirche bleibt im Dorf", eine schwäbische Komödie nach dem Drehbuch des gleichnamigen Spielfilms von Ulrike Grote. Auf dem Spielplan steht ferner "Peter Pan" nach dem Kinderbuch von James M. Barrie, bearbeitet von Marc Gruppe.

 

Projekt: Geplant ist ein dreistöckiges Betriebsgebäude, das auf den bisher genutzten Flächen entstehen soll. Neben zwei Proberäumen ist einen Veranstaltungsraum für 180 Zuschauer vorgesehen, der auch anderen Kulturträgern zur Verfügung steht. (GEA).

Aus den ursprünglichen 8,6 Millionen Euro fürs neue Betriebsgebäude sind inzwischen sechs Millionen geworden. Wann begonnen wird, ist fraglich. GRAFIK: ARCHIV

Aus den ursprünglichen 8,6 Millionen Euro fürs neue Betriebsgebäude sind inzwischen sechs Millionen geworden. Wann begonnen wird, ist fraglich. GRAFIK: ARCHIV




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