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17.07.2019 - Reutlinger General-Anzeiger

Urgesteine der Beatmusik

Pop – The Lords kommen ins Naturtheater

 

VON ARMIN KNAUER

 

Ein Stück Popmusikgeschichte ist am 22. August im Reutlinger Naturtheater zu erleben: The Lords gehörten Anfang der 1960er-Jahre zu den heißesten Nummern im Beat-Geschäft. Heute konkurrieren sie mit den Beach Boys um den Titel der ältesten amtierenden Beat-Band. Mitten im Beat-Boom rockten die Jungs aus Berlin 1967 auch mal die Reutlinger Listhalle mit Hits wie "Shakin’ All Over", "Gloryland" oder "Poor Boy".

 

Prinz-Eisenherz-Frisuren, Rüschenhemden, Bügelfaltenhosen: Das waren in den 1960ern The Lords. Hervorgegangen sind sie aus einer 1959 in Berlin gegründeten Skiffle-Band. Skiffle, das war eine Mischung aus Folk, Jazz und Afro, in der oft auch auf Waschbrett, Gießkanne oder "Teekistenbass" gespielt wurde. Es war der Nährboden, aus dem auch die Beatles, die Stones oder die Kinks hervorkamen.

Die Lords bei der Verleihung der Radio Regenbogen Awards 2019 im Europapark Rust. FOTO: MANDEL

Die Lords bei der Verleihung der Radio Regenbogen Awards 2019 im Europapark Rust. FOTO: MANDEL

Ihren ersten größeren Preis gewannen die Lords denn auch 1961 in einem Skiffle-Wettbewerb um "Das Goldene Waschbrett". Ihre große Stunde schlug jedoch, als 1964 der Beatles-Film "Yeah Yeah Yeah" in die deutschen Kinos kam. Zur Feier der Premiere wurden in einem Wettbewerb die "Berliner Beatles" gesucht. Die Lords gewannen und setzten sich auch im Bundesfinale im Hamburger Star Club durch – dort, wo zuvor schon die Beatles selbst ihre Karriere gestartet hatten. Als die "deutschen Beatles" waren sie fortan bestens im Geschäft, spielten 1967 sogar als erste westliche Band überhaupt in einem Ostblock-Staat: vor 25 000 im Legia-Stadion in Warschau.


Auflösung und Comeback

Anfang der 1970er löste Rock den Beat als dominante Musikrichtung ab. Die Zeit der Lords schien vorbei. 1971 lösten sie sich auf. Schon bald feierten Beat- und Skiffle-Musik jedoch ein Revival – und schon sah man auch die Lords wieder auf der Bühne. Die Besetzungen wechselten, gleich drei Mitglieder starben im Laufe der Jahre, darunter auch Lords-Übervater Ulli Günther. Bei einem Konzert 1999 in Potsdam brach er mit Herzrhythmusstörungen zusammen und zog sich dabei tödliche Kopfverletzungen zu.

 

Bassist Bernd Zamulo, seit 1964 dabei, quittierte den Dienst nach mehr als einem halben Jahrhundert zu Beginn dieses Jahres. Immerhin Klaus-Peter "Leo" Lietz ist noch aus der Urbesetzung der 60er-Jahre übrig. Dazu kommen "Jupp" Bauer, Schlagzeuger Philippe Seminara und Bassist Roger Schüller.

 

2015 legten die Lords noch mal ein neues Album vor mit dem Titel "Now More Than Ever!". Es ist das mittlerweile 24. in der Bandgeschichte und schlägt den Bogen zu den Wurzeln der Gruppe in der Skiffle-Musik. Es erinnert an den Star Club, die Beat-Ära und an die Lords-Legende Ulli Günther. Diesen Bogen wird die Gruppe wohl auch im Naturtheater schlagen. Ein Bogen von über einem halben Jahrhundert Popularmusik wird dann hörbar werden – und doch noch immer quicklebendig. (GEA)




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