05.07.2019 - Reutlinger General-Anzeiger
Der Wald und seine Magie
Operngala – Philharmonie startet Sommer-Open-Air
VON CHRISTOPH B. STRÖHLE
Im Kreuzeiche-Stadion hat in den vergangenen Jahren – jeweils an einem Samstag im Juli – die Musik gespielt. Die Classic Night wurde zur Marke, zog tausendfach Klassikfans, aber auch Freunde von Musical oder Filmmusik an. Und fast immer war die Württembergische Philharmonie dabei.
Nachdem der Philharmonia Chor Reutlingen und sein Partnerchor, die Betzinger Sängerschaft, angekündigt haben, das Format in dieser Weise nicht fortzuführen, ist eine Lücke entstanden, die nun die Württembergische Philharmonie mit ihrem neuen "Sommer Open Air" füllt. Nicht an einem Samstag, sondern an einem Donnerstag. Nicht im Kreuzeiche-Stadion, sondern im Naturtheater.
Wenn das Publikum das neue Angebot annimmt, könne durchaus eine jährliche Reihe daraus werden, meint Philharmonie-Intendant Cornelius Grube, der für das Konzert am 18. Juli um 20 Uhr den Dirigenten Johannes Klumpp und die Sänger Susanne Langbein (Sopran) und Sebastian Seitz (Bariton) engagiert hat. Gespielt und gesungen wird Musik von Mozart bis Rossini, von Gershwin bis Bernstein.
Ausgehend von Felix Mendelssohn Bartholdys Ouvertüre zu Shakespeares "Sommernachtstraum" soll "der Magie des Waldes nachgespürt werden – dem Sommer, der Nacht und dem Traum", wie Johannes Klumpp erklärt. Es sei für ihn das erste Mal, dass er "im Wald" dirigiere. Ein schönes Ambiente spiele durchaus in die Musik hinein und "kann das Hören intensivieren", ist der gebürtige Stuttgarter überzeugt, der schon mehrfach mit der Württembergischen Philharmonie aufgetreten ist.
Besonders in der Romantik stehe der Wald für das Unbekannte, das Magische – bei Mendelssohn ebenso wie in Otto Nicolais "Die lustigen Weiber von Windsor". Das Orchester spielt auch die Ouvertüre zu dieser Oper, und Susanne Langbein singt daraus das "Nun eilt herbei".
Tanzender Teufel
"Eines des schönsten Liebesduette von Mozart", wie Klumpp findet, ist "Là ci darem la mano" aus der Oper "Don Giovanni". "Nach der Uraufführung hat das damals ganz Prag gesungen", erklärt er. Im Naturtheater sind Susanne Langbein und Sebastian Seitz damit zu hören. Klumpp hat mit beiden schon zusammengearbeitet und bescheinigt ihnen eine große Bühnenpräsenz – die sie sicher auch in Bernsteins "Tonight" aus der "West Side Story" ausspielen können.
Gershwins eingängiges "Summertime" steht ebenso auf dem Programm wie Henry Mancinis "Moon River" aus dem Film "Frühstück bei Tiffany". Zum Abschluss wird der "Danse diabolique" von Josef Hellmesberger junior gespielt, der Kapellmeister in Wien und am Stuttgarter Hoftheater war. "Das ist eines meiner Lieblingsstücke", sagt Klumpp und sieht vor dem inneren Auge schon den darin skizzierten Teufel tanzen. Am Ende des Abends komme dieser – ironisch gebrochen – quasi als Warnung daher. Dafür, dass die Magie, wie fast alles im Leben, auch "eine andere, eine dunkle Seite hat".
Das Orchester wird beim Konzert elektronisch verstärkt. Die Philharmonie lässt eine komplette Bühne mit Überdachung aufbauen. Auch die Publikumssitze sind überdacht. (GEA)
Sommer-Open-Air: 18. Juli um 20 Uhr, Naturtheater Reutlingen
Karten unter 07121 2672762 u. www.naturtheater-reutlingen.de
