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13.01.2016 - Reutlinger Nachrichten

Von Abstürzen und Kontrollverlust

Wie gehen Jugendliche von heute mit Drogen um? Unter großem Beifall hat am Montagabend das Naturtheater-Jugendstück "#Life" im Reutlinger Kulturzentrum franz.K Premiere gefeiert.


JÜRGEN SPIESS

Wie der Alkohol die Mädchen und Jungs nur noch tiefer in die Abwärtsspirale aus Frust und Aggressivität schiebt, zeigt das Naturtheater-Jugendstück

Wie der Alkohol die Mädchen und Jungs nur noch tiefer in die Abwärtsspirale aus Frust und Aggressivität schiebt, zeigt das Naturtheater-Jugendstück "#Life"
Foto: Jürgen Spieß

Gibt es Schöneres für junge Mädchen, als sich am Abend zu stylen, die neuen Klamotten überzustreifen und auszugehen? Den nervigen Eltern, ihren überzogenen Ansprüchen und den nicht endenwollenden alltäglichen Zwängen zu entfliehen? Zu zeigen, dass die Welt einem gehört?

 

Doch die Realität sieht selten so rosig aus. Zwar beginnt das Stück der Jugendgruppe des Naturtheaters Reutlingen (NTR) genau mit einer solchen Szene, doch kaum ist die Jugendclique an ihrem Lieblingsplatz zusammengekommen, fangen die Probleme auch schon an. Zunächst hängen die fünf Mädchen aus der Eingangsszene noch locker zusammen ab, besprechen ihre Probleme mit Jungs, reden über die neueste Mode und haben Spaß miteinander.

 

Doch als der Rest der Clique mit reichlich Alkohol hinzustößt, dauert es nicht lange, bis die Stimmung kippt. Plötzlich fallen Schimpfwörter, die Aggressionen nehmen zu. Während einige Mädels noch mit der Lust am Ausprobieren kokettieren, fühlt sich Franzi von allen falsch verstanden. Und dann wirft auch noch Freundin Stella ein Auge auf den von ihr angehimmelten Dome.

 

Die wenigsten in der Clique können einschätzen, was der Alkohol mit ihnen macht und wann es genug ist: "Wenn ich voll unter Druck stehe, muss ich einen saufen", sagt die eine. Ihre Freundin ergänzt: "Ich brauch' das Saufen und Kiffen, um mich vor mir selbst zu retten." Der Stoff hilft nur vorübergehend und stürzt die neun Mädchen und drei Jungs nur noch tiefer in die Abwärtsspirale aus Frust und Aggressivität. Schließlich eskaliert der Streit zwischen Franzi und Stella in körperlichen Auseinandersetzungen, Kontrollverlust und drastischen Abstürzen mehrerer Teilnehmer der Gruppe.

 

Überzeugend ist nicht nur das authentische Spiel - vor allem der beiden weiblichen Hauptdarstellerinnen -, sondern auch der Zusammenklang der geschickt eingesetzten Konserven-Musik. Die Vorstellung, dass eine Party nur mit dem reichlichen Konsum von Alkohol und anderen Drogen "krass und geil ist", weicht am Ende der Erkenntnis: "Wir müssen lernen, uns zu vertrauen und unsere Grenzen besser einzuschätzen."




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