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Holger Schlosser (links) als Herr Taschenbier, Marie Schneider als Sams (vorn) und Carlos Vogt als Herr Oberstein / Foto: Niethammer

Holger Schlosser (links) als Herr Taschenbier, Marie Schneider als Sams (vorn) und Carlos Vogt als Herr Oberstein / Foto: Niethammer

Freilichtspiele – Das Reutlinger Naturtheater bringt Paul Maars »Das Sams – Eine Woche voller Samstage« mit viel Musik auf die Wasenwald-Bühne


Das lebende Chaos

VON NADINE NOWARA

 

Herr Taschenbier fristet ein ödes Dasein. Zwischen seiner eintönigen Arbeit und seinem trostlosen Zuhause ist er eigentlich nur am Warten auf irgendetwas. Eines Tages taucht ein merkwürdiges Wesen mit roten Haaren und blauen Wunschpunkten im Gesicht auf. Das Sams wird sein Leben auf den Kopf stellen und es viel bunter machen.


Das Naturtheater Reutlingen widmet sich in diesem Sommer mit dem »Sams« einem Kinderbuchklassiker von Paul Maar, der sowohl Kinder als auch Erwachsene zum Schmunzeln bringt. Die Umsetzung (Bearbeitung und Regie Ambrogio Vinella) schafft es, den eigenwilligen Charme des wilden kleinen Romanhelden einzufangen.


Über- statt Unterricht

Die 11-jährige Marie Schneider verkörpert das Sams auf eine beeindruckende Weise. Ganz selbstverständlich nimmt sie die Bühne (Bühnenbild Jolanta Slowik) für sich ein und strotzt nur so vor Energie.

 

Herr Taschenbier (Holger Schlosser) und das Sams (Marie Schneider) erleben gemeinsam einige spannende Abenteuer, wo man sie zunächst gar nicht vermuten würde. So sorgt das Sams mit seiner unkonventionellen Art für Chaos im Kaufhaus oder verwandelt den Schulunterricht in einen »Überricht« in dem losgerapt wird und aus vollem Herzen gelacht werden darf.


Situationskomik entsteht auch, wenn Herr Taschenbier das Sams vor seiner Vermieterin Frau Rotkohl (Ute Raiser) verstecken möchte. Diese schwätzt in dieser Inszenierung schwäbisch, hat dicke Lockenwickler und trägt einen Putzkittel. Es ist eine Freude diesem Gespann zuzuschauen.

 

Fast schon ein Musical

Alle Kostüme (Sibylle Schulze) sind sehr bunt und originell geraten. So gibt es neben der Dorfbevölkerung unter anderem Fashion-Victims wie etwa eine Art Harald-Glööckler-Verschnitt zu sehen. Die ganz Kleinen sind als sehr putzige Pilze verkleidet. Das Stück ist fast schon ein Musical. Die zahlreichen eigens komponierten Lieder (Musik Felix Löwy, musikalische Leitung und Liedtexte Anselm Nadj) sind fetzig und werden mit schwungvollen Choreografien (Carmen Lamparter) präsentiert, bei denen jeder noch so junge Schauspieler eifrig mitmacht. Den über 40 großen und kleinen Darstellern merkt man ihre Spielfreude deutlich an. Leider ist die Begleitmusik zuweilen zu laut eingestellt, sodass sie fast schon die Schauspieler übertönt.


Das Publikum tobte vor Begeisterung und ließ sich zu »Zugabe«-Rufen und frenetischem Applaus hinreißen. (GEA)




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