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Mut zur Hässlichkeit beweist der Naturtheater-Darsteller Sascha Diener als Quasimodo im Erwachsenenstück bei den Wasenwald-Festspielen 2010

Mut zur Hässlichkeit beweist der Naturtheater-Darsteller Sascha Diener als Quasimodo im Erwachsenenstück bei den Wasenwald-Festspielen 2010

24.06.2010 - Schwäbisches Tagblatt, Tübingen

Samstag hat "Der Glöckner von Notre Dame" Premiere


Kleine Oasen der Hoffnung

Von Uschi Kurz

 

Der Countdown für die Wasenwaldspiele 2010 läuft. Am Samstag startet das Reutlinger Naturtheater mit dem "Glöckner von Notre Dame" in die Saison. Das Kindermusical "Cinderella" hat dann in der Woche darauf Premiere.

 

Zwei Jahre nach "Les Misérables" präsentiert das Naturtheater mit dem "Glöckner von Notre Dame" wieder einen Klassiker von Victor Hugo auf seiner Freilichtbühne. Susanne Heydenreich, die am Naturtheater seit Jahren Regie führt, hat die "hervorragende Vorlage von Jörg Mihan" bearbeitet und mit "Original-Hugo" angereichert. Sie lege etwas mehr Wert auf die Vorgeschichte der beiden "Outlaws" Quasimodo und Esmeralda, verriet sie bei der Spielplanvorstellung am Montag. So erfahre der Zuschauer beispielsweise, dass die im Rattenloch lebende Einsiedlerin die Mutter von Esmeralda ist, auch wird erzählt, wie die beiden Protagonisten als Kinder ausgetauscht wurden.

 

"Mein Quasimodo ist keine Dumpfbacke", betont Heydenreich, deshalb habe sie die Alchimie aus der Handlung verbannt und durch Bücher und Bildung ersetzt, die freilich von der Kirche unter Verschluss gehalten werden, um das Volk dumm zu halten. Quasimodo jedenfalls kann lesen, aber aufgrund seiner hässlichen Erscheinung kann er sich nicht in der menschlichen Gesellschaft bewegen. Als Krüppel verspottet und durch das Läuten seiner geliebten Glocken taub geworden, fristet er ein einsames Dasein. Bis er Esmeralda kennen lernt und das Drama seinen Lauf nimmt. Die Musik spielt in ihrer Inszenierung wieder eine große Rolle: "Sie soll die Emotionen transportieren."

 

Lauter eigene Lieder und erstmals eine CD

Hugo beschreibe in seinem Buch, dass das Leben extrem grausam ist, sagt Heydenreich, dennoch habe sie versucht, in der vorgegebenen Handlung "kleine Oasen der Hoffnung zu finden". Und am Ende des Stücks gönnt sie den beiden Verstoßenen eine kleine Vision vom Glück, "aber das ist dann schon in einer anderen Welt".

 

In einer märchenhaften Welt spielt das Musical "Cinderella", dessen Vorlage der neue Kinderstück-Regisseur am Naturtheater, Ambrogio Vinella, vor Jahren selbst geschrieben hat. Räuber, Feen und ein alter böser Geist bereichern seine Adaption des jahrtausendealten Aschenputtel-Stoffes der ja, wie Vinella betont, gerade davon lebe, dass er sich ständig weiterentwickle. 15 Liedtexte hat Vinella geschrieben, vertont wurden die Songs vom musikalischen Leiter Alexander Reuter.

 

Die Choreographie übernahm Carmen Lamparter – bei 35 Darsteller/innen von sieben bis Anfang 50 und Stilelementen von Klassik bis Rap kein leichtes Unterfangen. Weil die Musik bei der "Cinderella"-Produktion erstmals komplett selbst gemacht wurde, ging ein alter Wunsch in Erfüllung: Es wird zum ersten Mal eine CD geben. Darunter, so Reuter, könnte der eine oder andere Hit sein.

 

Wie immer, berichtete Rainer Kurze, der Vorsitzende des NTR-Vereins, sei es eine große Herausforderung gewesen, die beiden Produktionen (zu denen sich auch noch das von Sascha Diener inszenierte Mitternachts-Special am 21. August gesellt) auf der Freilichtbühne zu vereinen. Fast acht Meter hoch ist die imposante Notre Dame im Wasenwald, die Eugen Krauss mit seinen Bühnenbauern geschaffen hat. Aufgrund der tragischen Ereignisse im Erwachsenenstück dominiert die Finsternis die gemeinsame Kulisse. Es gebe aber auch Licht und Liebe, sagt Bühnenbildnerin Jolanta Slowik: "Ich habe mit den Gegenpolen gespielt". Die Fassade der Notre Dame hat (wie das Original) eine farbige Rosette bekommen – im Kindermusical ziert sie das Märchenschloss in dem Cinderella zu ihrem Prinzen findet.

 

Vollbeschäftigung herrschte wochenlang auch in der Schneiderei. Über 50 neue Kostüme hat Trude Heck nach den Entwürfen von Lucia Tunas mit ihren Helferinnen genäht. Und wenn sie nicht zusätzlich aus dem Fundus hätten schöpfen können, meint Heck, hätten sie es gar nicht geschafft: "Letztendlich hat aber jeder etwas an."

 

Der Spielplan 2010 im Naturtheater im Wasenwald

"Der Glöckner von Notre Dame" hat am Samstag, 26. Juni, das Kinderstück "Cinderella" am Freitag, 2. Juli Premiere (jeweils um 20 Uhr). Am Samstag, 21. August, wird das Mitternachts-Special "Hochzeit in Schwarz" aufgeführt (23 Uhr). Auch einige Gastspiele stehen auf dem Programm: Am Freitag, 16. Juli, ist im Wasenwald wieder Musical-Night (ab 20 Uhr), am Sonntag, 25. Juli, feiert der "Chorverband Ludwig Uhland" im Naturtheater mit 400 Sänger/innen sein 90-jähriges Bestehen (ab 10.30 Uhr) und am Sonntag, 1. August, lädt Wilhelm König dort ab 11 Uhr zum "Schwäbischen Frühschoppen" ein. Den Saisonabschluss bildet am Samstag, 18. September ein Konzert mit dem argentinischen Sänger Daniél Iberra (20 Uhr). Weitere Infos und der komplette Spielplan unter www.naturtheater-reutlingen.de




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