Naturtheater Reutlingen Mark Gewand 3 72762 Reutlingen Wasenwaldfestspiele Wasenwald Festspiele Homepage Naturtheater Reutlingen Mark Gewand 3 72762 Reutlingen Wasenwaldfestspiele Wasenwald Festspiele Homepage


2007 - Reutlinger Nachrichten

Bauausschuss - Ortstermin auf der Naturtheater-Baustelle

 

Mit Metall: Dynamisch in den Wald geworfen

Von Cordula Eve Walleit

 

Der Termin für die Premiere im kommenden Sommer steht, die Finanzierung für den Neubau der Zuschauerhalle ist längst in trockenen Tüchern. Jetzt will das Naturtheater eine metallene Fassade haben: Grund genug für den Bauausschuss, sich in den Wasenwald zu begeben.

 

Die Frauen und Männer vom Naturtheater finden sich in der aparten Optik der neuen Entwürfe für die Zuschauerhalle voll und ganz wieder, die "4a"-Architekt Ernst-Ulrich Tillmanns kürzlich genau dort vorgestellt hat, wo bis vor wenigen Wochen noch die alte Halle stand: "Das ist ein dynamischer Verein, und dass es hier nach vorne geht, darf sich ruhig in der Fassade der neuen Zuschauerhalle widerspiegeln."

 

Und dabei ist Widerspiegeln in diesem Falle durchaus wörtlich zu verstehen: An der Grundkonstruktion, die zu 90 Prozent aus Holz besteht, ändert sich nichts, an die Stelle der Eternitplatten allerdings, die ursprünglich für die Fassadenverkleidung vorgesehen waren, treten nun Metallplatten, die in einem dezenten Grünton lackiert sein sollen. Die Halle, so Tillmanns, soll so den Eindruck vermitteln, dynamisch in den Wald hineingeworfen zu sein: "Da steht keine Silberkiste mitten im Wald", ist der Architekt überzeugt, "da sich die Bäume im Metall spiegeln, fügt sich die Halle harmonisch in die Umgebung ein."

 

Dass Metall eingesetzt werden soll, hat in erster Linie praktische Gründe, entgegnet Naturtheater-Vorsitzender Rainer Kurze auf die Frage der FWV-Fraktionsvorsitzenden Ursula Menton: "Mit einer Holzfassade hätten wir vor allem an der Wetterseite das Problem, dass wir immer wieder streichen müssen." Gerade in den Seitenbereichen der Zuschauerhalle machten sich die Umwelteinflüsse besonders bemerkbar - "und der Neubau soll ja auch in zwölf Jahren noch frisch und ordentlich aussehen."

 

Die ausgefallene Optik liege den Naturtheater-Mitgliedern aber mindestens ebenso sehr am Herzen: "Vorher wars unauffällig, jetzt solls gerade andersrum sein, denn wir wollen künftig eine stärkere Offenheit an den Tag legen." Die Fassade solle das Interesse der Passanten erwecken - "und außerdem müssen wir ja auch an die Zukunft unserer starken Jugend denken." Nur ein Mitglied habe bei der Naturtheater-Hauptversammlung gegen die Metallfassade gestimmt.

 

Ein Äußeres, "das auch die Geisteshaltung des Nutzers widerspiegelt", formuliert Baubürgermeisterin Ulrike Hotz den Wunsch des Naturtheaters, die "innere Wandlung" auch nach außen hin sichtbar zu machen. Ein bisschen anders sieht das Kreisforstamtsleiter Werner Gammertinger, den Karl Schall (FWV) nach seiner Meinung befragt: "Der Wasenwald hat eine unheimliche Funktionsvielfalt, die Metallfassade kann störend wirken", begründet Gammertinger seine Befürchtung, das Naturtheater könne den Eindruck eines Fremdkörpers vermitteln.

 

Warum kein Holz?

"Die Verwendung von Holz wäre uns am liebsten gewesen", so der Kreisforstamtsleiter, vor allem dann, wenn heimische Gewächse die Fassade geziert hätten, denn die Holzverwertung sei ja auch ein wirtschaftlicher Aspekt. Ob indes Naturschutz-Belange davon betroffen wären, müsse erst noch geprüft werden: "Tendenziell schon", vermutet der Kreisforstamtsleiter. Andererseits existiere für diesen Bereich des Wasenwalds aber auch ein einfacher Bebauungsplan, gibt die Baubürgermeisterin zu bedenken - ob Metallfassade oder nicht, entscheide demnach der Bauausschuss. Obs mit Metall denn im Vergleich zum vorherigen Entwurf günstiger werde, will Dr. Werner Schobel (WiR) wissen. Dies sei voraussichtlich nicht der Fall, teilt Architekt Tillmanns mit: "Die Vorteile liegen in der Dauerhaftigkeit und der Gestaltung." Genauere Zahlen gebe es nach der Ausschreibung.

 

Eine Ökobilanz fordert SPD-Stadträtin Edeltraut Stiedl, außerdem fragt sie sich, ob auf das Metall trommelnder Regen nicht vom Geschehen auf der Bühne ablenke. Andreas vom Scheidt (CDU) findet Gefallen am Neuentwurf: Die Halle wirke leichter und eleganter: "Es schimmert durch die Bäume hindurch, aber es erschlägt einen nicht." Mit oder ohne Metall: Über eine Million Euro wird der Neubau kosten, 500 000 Euro übernimmt die Stadt, das Land schießt 130 000 Euro, der Landkreis 80 000 Euro zu.




© 1999-2024 ITOGETHER