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2007 - Reutlinger General-Anzeiger

Naturtheater - Große und bunte Mitternachtsparty am Samstag war überschrieben mit "Tschüss alte Halle"

 

Die Lust auf Zukunft ist spürbar

Von Andreas Dörr

 

Wehmut war spürbar, aber auch Lust auf Zukunft: Am Samstag hieß es im Reutlinger Naturtheater "Tschüss alte Halle", und rund 800 Gäste folgten der Einladung zur Mitternachtsfete in den Wasenwald.

 

Die Abschiedsparty für die alte Zuschauerhalle, die im Jahr 1950 gebaut worden war, hatte Jugendleiter Sascha Diener perfekt inszeniert - gespickt mit Szenen vergangener Aufführungen und getragen von einem aufs Neue hoch motivierten Naturtheater-Ensemble, das an diesem Abend 25 Köpfe zählte (die rund 50 Helfer im Hintergrund nicht gerechnet). Bis kurz vor halb vier Uhr in der Früh wurde gefeiert, getanzt, gesungen und eine Tribüne zum letzten Mal in Beschlag genommen, auf der in 57 Jahren mehr als eine Million Menschen Naturtheater-Produktionen beklatschten.

 

Zuvor war am Samstag ein letztes Mal "Krach in Chioggia" über die Bühne gegangen. Und einmal mehr sparte das Publikum nicht mit Beifall. "Es waren in dieser Saison etwa 18 000 Besucher, die zu den diversen Aufführungen von "Krach in Chioggia" und "Das Dschungelbuch" kamen", bilanzierte während der Umbaupause für die Mitternachtsparty Tilmann Scheck, kaufmännischer Verwalter des Naturtheaters. Dass sich der Umbau bis kurz vor 24 Uhr länger zog als ursprünglich geplant, fiel nicht ins Gewicht, weil Regisseurin Susanne Heydenreich und Alexander Reuter, musikalischer Leiter des Naturtheaters, die Zeit mit Texten von Heinz Erhardt, Eugen Roth und Joachim Ringelnatz, mit Chansons und Swing-Nummern ("Somethin' Stupid") trefflich überbrückten.

 

Bauzeit von neun Monaten

 

Aber aller Nostalgie zum Trotz: Der Bau einer neuen Halle sei zwingend, wolle man den Spielbetrieb für die kommenden Generationen sichern, sagte Rainer Kurze, seit 2003 Vorsitzender des Naturtheaters. Rund 1,4 Millionen Euro wird der Neubau kosten. Die Stadt Reutlingen ist mit 500 000 Euro dabei, gut 700 000 Euro kommen vom Verein. Der Rest wird vom Kreis Reutlingen und vom Land Baden-Württemberg bezahlt. "Wir rechnen mit einer Bauzeit von neun Monaten", sagte Kurze. "Mit Beginn der neuen Spielzeit im Juni 2008 soll alles fertig sein." Tausend Zuschauer - hundert weniger als bisher - finden in der neuen Halle Platz.

 

Bei einer baulichen Veränderung soll es allerdings nicht bleiben. Sie ist vielmehr logische Fortsetzung einer Entwicklung, die vor nicht ganz drei Jahren begonnen hat.

 

Maßgeblichen Anteil an einer "Neuorientierung" hatte Susanne Heydenreich, seit 2005 künstlerische Leiterin des Naturtheaters Reutlingen. Die Kritiken, die die Tochter des ehemaligen künstlerischen Naturtheaterleiters Klaus Heydenreich (von 1952 bis 1982) nicht nur für die jüngste Produktion "Krach in Chioggia", sondern auch für "Romeo und Julia" und "Linie 1" bekam, waren teilweise überschwänglich und zeugen von einer neuen Qualität dieser Reutlinger Amateurbühne.

 

Die Liste derjenigen, die in den vergangenen drei Jahren viel bewegt haben, ist lang. Dazu zählten stellvertretend Jugendleiter Sascha Diener genauso wie Paul Siemt, der seit 2003 für die Regie der Kinderstücke verantwortlich zeichnet, sagte Kurze, der die Verdienste der ehemaligen Führungsmannschaft damit nicht in Abrede stellen wollte. "Was hier geleistet wurde, ist enorm. Aber es hat eine Verjüngung stattfinden müssen, weil wir uns neu positionieren müssen."

 

Laut Kurze trug auch die Verpflichtung von Thomas Wilke als Pächter des ehemaligen Naturtheater-Restaurants "Waldheim", aus dem Wilke 2005 die "Waldesslust" machte, zur Umstrukturierung bei. Diese Zusammenarbeit funktioniere genauso gut wie die mit der Kleinkunstbühne Reutlingen, einen vom Naturtheater unabhängigen Verein, der vor seinem Umzug in den Wasenwald in der Altstadtkneipe Rappen sein Domizil hatte. Auch ihnen biete der Umbau Perspektiven, die es auszuloten gelte.

 

Verbesserte Infrastruktur

"Durch die verbesserte Infrastruktur wird das Naturtheater als Veranstaltungsort für andere Kulturträger sowie für Firmen und Privatpersonen attraktiver", sagte Kurze, der im Verbund mit den 310 Naturtheater-Mitgliedern eine Art "Kulturzentrum im Grünen" schaffen will. Geht es nach dem 46-Jährigen, finden im Markwasen künftig vermehrt Konzerte, Open-Air-Kino und Festivals statt. Mit dem Jazzclub in der Mitte und dem Reutlinger Mundartdichter Wilhelm König habe es Gespräche gegeben.

 

Zuvor steht allerdings der Neubau an, ehe im Juni 2008 Victor Hugos "Les Misérables" und "Jim Knopf" Premiere im Wasenwald feiern.




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