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Rainer Kurze (links) führt Manfred Kern durch den Kostümfundus des Reutlinger Naturtheaters. Foto: Ralph Bausinger

Rainer Kurze (links) führt Manfred Kern durch den Kostümfundus des Reutlinger Naturtheaters. Foto: Ralph Bausinger

10.12.2018 - Reutlinger Nachrichten

Stadt und Kreis sollen zwei Drittel der Kosten stemmen

Werben um Unterstützung des Landes: Manfred Kern, kulturpolitischer Sprecher der Grünen, besucht mit Thomas Poreski das Naturtheater

 

Von Ralph Bausinger

 

"Wir stecken mitten in den Vorplanungen für den Neubau", berichtete Rainer Kurze, Erster Vorsitzender des Vereins "Naturtheater Reutlingen". In dieser Woche sollen die Bodenbohrungen als Voraussetzung für das Bodengutachten beginnen. Im Januar 2019 sollen die Pläne vorliegen, im Februar die konkreten Kosten benannt werden. Bislang ist die Rede von einem Betrag zwischen sechs und acht Millionen Euro.

 

Im Gespräch mit Manfred Kern, dem kulturpolitischen Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion, und dem Wahlkreisabgeordneten Thomas Poreski, erläuterten Kurze und der kaufmännische Geschäftsführer Tilmann Scheck am Freitagabend das Vorhaben. Schließlich möchten sie, dass sich das Land an den Investitionskosten beteiligt. "Wir müssen jetzt handeln, wenn wir das Naturtheater für die Zukunft aufstellen wollen", betonte  Scheck.

 

Das jetzige Betriebsgebäude und die ehemalige "Waldesslust" sind in die Jahre gekommen. Die Ende der 1940er Jahre errichteten Holzkonstruktionen sind marode. Wasser dringt durch die Dächer ein, die Böden haben sich abgesenkt, manche Fenster lassen sich nicht mehr schließen. Auch wenn die Planungen noch nicht abgeschlossen sind, so steht eines doch fest: Beide Gebäude werden abgerissen und durch einen Gebäudekomplex mit einem zentralen Treppenhaus und Aufzug ersetzt, um so einen behindertengerechten Zugang zu schaffen. Der Neubau soll auch ausreichend Platz für die rund 5000 Kostüme, einen Schminkraum und Garderoben, geeignete Proberäume sowie eine Schneiderei mit ordnungsgemäßen Arbeitsplätzen bieten.

 

Naturtheater soll viertes Standbein für Kultur in Reutlingen werden


Im neuen Komplex sollen neben dem Naturtheater auch die Moo'spritzer als Untermieter eine neue Heimat finden. Man habe noch nicht darüber gesprochen, ob sich der Sondelfinger Theaterverein auch finanziell am Neubau beteiligt. Weiter gebe es, erläuterte Kurze, Gespräche mit dem Landesverband Amateurthea­ter, der den Neubau als Ort für Weiterbildungen verwenden könnte. Fest steht: Im Jahr 2020 wird der Landesverband sein 100-jähriges Bestehen im Reutlinger Naturtheater feiern.

 

Kurze könnte sich ebenfalls vorstellen, dass beispielsweise Schultheater, aber auch Saaltheaterproduktionen die neuen Räumlichkeiten nutzen. Dahinter steckt die Idee, das Naturtheater zu einem "vierten Standbein für Kultur in Reutlingen" zu machen, wie Scheck betonte.

 

Mit Blick auf die 2006 errichtete Zuschauerhalle wollte Kern wissen, warum der Kreis Reutlingen nur 15 Prozent der Kosten getragen habe, wenn doch über 28 Prozent der Besucher aus dem Kreisgebiet kämen. Als Signal an das Land wäre es "schön, Stadt und Kreis bringen zwei Drittel der Investitionskosten zusammen", machte Kern klar. Zieht man davon noch jene Million Euro ab, die das Naturtheater selbst aufbringen will, läge der Landesanteil je nach Investitionshöhe zwischen einer und 1,6 Millionen Euro. Kern und Poreski gaben den NTR-Verantwortlichen Tipps für das weitere Vorgehen mit auf den Weg. So sei es wichtig, die Besonderheit dieses Projekts herauszustellen, klar zu machen, dass es sich um keinen Präzedenzfall handle. Hilfreich könne auch sein, auf das große ehrenamtliche Engagement und zukünftige Synergieeffekte zu verweisen.

 

Die Stadt Reutlingen ist bereits in Vorleistung getreten. Wie berichtet, hat der Reutlinger Gemeinderat in seiner Sitzung am 27. September beschlossen, sich an den Planungskosten mit bis zu 400 000 Euro zu beteiligen. "Wir werden diese Summe nicht ausschöpfen", sagte Kurze.

 

Weiter sind im noch nicht verabschiedeten Doppelhaushalt 2019/20 jeweils 333 000 Euro pro Jahr für Investitionen eingestellt. Im Gegenzug erwartet die Stadt, dass Kreis und Land jeweils ein Drittel der Kosten beisteuern.


Wichtiges zum Naturtheater

Nach Ötigheim und Heidenheim ist das Reutlinger Naturtheater die drittgrößte Freilichtbühne in Baden-Württemberg. Rund 30 000 Besucher kommen pro Spielzeit, um sich das Kinder- und Erwachsenenstück sowie weitere Veranstaltungen wie SWR Live Lyrics oder das Mitternachts-Special anzuschauen.

 

Eine Auswertung von mehr als 16 000 Zuschaueradressen dokumentiert das weite Einzugsgebiet des NTR. Danach kommen insgesamt 62 Prozent der Besucher aus Stadt und Kreis Reutlingen. Davon entfallen wiederum 54 Prozent auf das Stadtgebiet, die restlichen 46 Prozent auf den Kreis. Die restlichen 38 Prozent sind überregionale Besucher. Ihr Großteil kommt aus den benachbarten Landkreisen Tübingen, Zollernalb, Esslingen, Böblingen und Stuttgart.

 

Die rund 120 aktiven Mitglieder des Vereins Naturtheater Reutlingen leisten pro Jahr etwa 30 000 Stunden an ehrenamtlicher Arbeit. 





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