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05.08.2013 - Reutlinger General-Anzeiger

Schlagermusik - Beifallsstürme im Wasenwald für Peter Rist, Mara Kayser, Simone und das Bodensee Quintett


Beifall für Peter Rist: »Eine Spur glücklicher«

Von Elke Schäle-Schmitt

 

»Sagenhaft«, »herrlich«, »Glück« oder »Freiheit« – Begriffe wie diese durchziehen das Gespräch, wenn man Peter Rist nach seinem neuen Leben in der alten Heimat fragt.

Peter Rist präsentierte die Lieder seines neuen, komplett von ihm selbst geschriebenen Albums »Für immer frei« / Foto: Markus Niethammer

Peter Rist präsentierte die Lieder seines neuen, komplett von ihm selbst geschriebenen Albums »Für immer frei« / Foto: Markus Niethammer

Anfang Juni wurde der studierte Verwaltungswirt bekanntlich nach acht Jahren als Reutlinger Finanzbürgermeister verabschiedet und kehrte zu seiner Familie nach Isny zurück, um seine Karriere als Volksmusiker und Schlagersänger voranzutreiben. Nebenberuf: »Bediener« im Höhencafé Allgäuer Fillebänkle.

Über den Dingen leben

Das ursprünglich von Rists Eltern, mittlerweile von Ehefrau Monika betriebene Ausflugslokal liegt oberhalb von Maierhöfen. Nach Umbau und Renovierung zog die Familie im Lauf des Juni samt Tochter, zwei Söhnen, einer Katze, zwei Hühnern und drei Hasen in Rists Elternhaus auf dem Simmerberg, sieben Kilometer und – viel wichtiger – 200 Höhenmeter von Isny entfernt. »Hier oben, auf 900 Meter Höhe, scheint schon die Sonne, wenn’s im Tal noch dunkel ist; und sie scheint immer noch, wenn es unten längst wieder dämmert«, schwärmt der 44-Jährige. »Bei Nacht sieht man jeden Stern am Himmel, und man hört nichts, außer vielleicht einer Eule.«

So über den Dingen zu leben, viele nette Gäste zu bewirten und zwei-, dreimal die Woche zu einem Auftritt zu fahren, das gebe ihm ein starkes Gefühl von Freiheit, die er in vollen Zügen genieße. »Ich muss nicht mehr jeden Tag in einen Anzug schlüpfen«, so Rist. Dafür macht er jeden Tag Musik: singt für die Gäste oder mit ihnen, probiert etwas Neues auf dem Alphorn, spielt abends um sieben auf der Posaune ins Tal hinaus, ein festes Ritual.

Und wovon lebt die Familie Rist? »Ich brauche keine Millionen«, erklärt Rist, »aber wir haben ein solides Auskommen.« Dazu trage das Café ebenso bei wie die Musik: der Verkauf von CDs und die Auftritte, wobei die nur zu rund einem Viertel öffentlich sind. Der größere Teil findet im Rahmen von Firmenveranstaltungen und ähnlichen Events statt. »Da verdient man das Geld.«

Aus finanziellen Gründen muss sich Peter Rist also keine neue Anstellung suchen. So ist auch an dem in Reutlingen kursierenden Gerücht, er wolle Finanzbürgermeister in Wangen werden, nichts dran, sagt er. »Null; mit Ausrufezeichen. Das ist überhaupt kein Thema.« Zwar kann er sich vorstellen, irgendwann wieder eine organisatorische Aufgabe zu übernehmen, aber nicht im öffentlichen Dienst und auf keinen Fall als Bürgermeister. »Das geht schon rein zeitlich nicht neben der Musik«, denn die soll die Hauptrolle spielen in seinem Leben.

Dabei gehört für ihn zu der neu gewonnenen Freiheit auch die Option, nicht jedes Engagement anzunehmen. So hat er mehrere Anfragen von Stefan Raab abgelehnt, »obwohl das sehr lukrativ gewesen wäre«. Und aus welchem Grund? »Das ist für mich keine gute Unterhaltung, sich auf Kosten anderer lustig zu machen.«

Prächtige Stimmung

Was Peter Rist unter guter Unterhaltung versteht, davon konnten sich am Freitagabend die Besucher des Naturtheaters Reutlingen überzeugen. »Peter Rist & Freunde – Volksmusik trifft Schlager« war der Abend überschrieben, der rund 350 Musikbegeisterte, überwiegend Ü60, etliche mit grünem Peter-Rist-Fanschal, in den Wasenwald lockte.

Die Stimmung im Publikum war von Beginn an prächtig und steigerte sich im Lauf des annähernd vier Stunden dauernden Konzerts zur Euphorie.

Barfuß, in knielangen Lederhosen, ganz Allgäuer Naturbursch, präsentierte Rist die Lieder seines neuen, komplett von ihm selbst geschriebenen Albums »Für immer frei«, im bunten Wechsel mit den aus einschlägigen Radio- und Fernsehsendungen bekannten Kolleginnen Mara Kayser und Simone sowie dem Bodensee Quintett.

Ganz nah an der Zuschauerhalle stand das blaue Bühnenpodest – nicht nah genug. Mara Kayser und die Österreicherin Simone verließen es immer wieder und gingen durchs Publikum, nahmen hier einen Handkuss, dort ein Rosenbukett entgegen, überließen für einzelne Liedzeilen den Fans das Mikro. Auch Rist trug seine Songs am liebsten direkt bei den Leuten vor; einzig die fünf Musikanten aus dem Oberland sorgten dauerhaft von der Bühne aus für Gaudi, lautstark unterstützt von Juchzern und rhythmischem Klatschen der Zuschauer.

Die erwiesen sich zudem als absolut textsicher, bei Peter Maffays Tabaluga-Song ebenso wie beim Peter-Alexander-Medley oder der »Fischerin vom Bodensee«. Und sie konnten tanzen, Einzelne zumindest, wie der Fan mit silbergrauem Nackenzopf bewies, der mit der singenden Mara Kayser eine minutenlange perfekte Discofox-Runde aufs Bühnenparkett legte.

Mit Rists Allgäuhymne und »Il Silenzio« auf der Soloposaune endete der Abend besinnlich. Er wolle die Menschen mit seiner Musik »eine Spur glücklicher machen«, sagt Peter Rist. Bei den Zuhörern im Wasenwald ist ihm das eindeutig gelungen. (GEA)

Naturtheaterchef Rainer Kurze (links) und Peter Rist (rechts) mit ihren Gästen 
Foto: Markus Niethammer

Naturtheaterchef Rainer Kurze (links) und Peter Rist (rechts) mit ihren Gästen
Foto: Markus Niethammer




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