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Jubiläum im Jahr 2013

150 Jahre Vereinsgeschichte

Das Naturtheater Reutlingen hat eine ganz besondere Geschichte, denn es ist die einzige Freilichtbühne in Deutschland, die aus einem Arbeiterbildungsverein heraus entstanden ist.


Im Jahr 1863 wurde der Arbeiterbildungsverein in Reutlingen gegründet, aus dessen Wurzeln zunächst der Dramatische Klub von 1912 und schließlich 1928 das Naturtheater Reutlingen hervorging. Es ist Reutlingens ältestes Theater und eine der größten Freilichtbühnen in Baden-Württemberg. Einen Einblick in 150 Jahre Vereinsgeschichte vermitteln 12 Banner, die im Oktober 2013 in der Kreissparkasse Reutlingen am Marktplatz zu sehen waren.

Naturtheater Reutlingen

150 Jahre Vereinsgeschichte

von Waltraut Kruse

(veröffentlicht in "Schau.Spiel 1/2013", Landesverband Amateurtheater Baden-Württemberg e.V.)


"2008 wurde die neue Zuschauerhalle eingeweiht, sie bietet Platz für 1.000 Zuschauer und wurde mit zwei Preisen ausgezeichnet." Rainer Kurze, Erster Vorsitzender des Naturtheaters Reutlingen, sieht dies als einen Höhepunkt der Vereinsgeschichte.


Trotz Wirtschaftskrise wollte das Theater mit dem Bau ein Zeichen setzen, dass der Verein zuversichtlich ist, auf dem richtigen Weg zu sein. "Und die Zuschauer kommen", bestätigt Kurze, "unser Ziel sind 30.000 Zuschauer in der anstehenden Saison."


"Der Verein konnte sich stets den Zeitläufen anpassen, er war immer Spiegel der Gesellschaft." Kurze sieht dies als Stärke des Vereins, sei es, dass die Erwartungen des Publikums getroffen wurden oder sei es, um Helfer für die Arbeiten hinter den Kulissen zu finden. Der Verein bietet viele Möglichkeiten, sich zu verwirklichen und findet deshalb immer breite Unterstützung, große Begeisterung und neue Ideen.


Zunehmende Industrialisierung, drückende Not, Emanzipation der Arbeiterschaft – unter diesen Vorzeichen wurde am 10. Juli 1863 in Reutlingen der Arbeiterbildungsverein konstituiert. Arbeiterbildungs-vereine wurden im 19. Jahrhundert von Arbeitern und Handwerkern gegründet, um Wissen und Bildung weiterzugeben, politische Tagesereignisse zu diskutieren, sowie Geselligkeit zu pflegen.

Die Statuten des Reutlinger Vereins betonten ausdrücklich, "den mehrstimmigen Gesang gesellschaftlicher Lieder zu veredeln". 1892 wurde protokolliert "in der Vereinsbibliothek sind 350 Bände, 219 Singhefte und sechs Partituren, sechs Theaterstücke mit Rollen". Die Leidenschaft für das Theaterspielen nahm zu; die Auswahl der Stücke unterstützte dabei den Bildungszweck des Vereins.

Mitglieder des Ersten Dramatischen Klubs, Gruppenfoto aus dem Jahr 1912

Angeregt durch andere Arbeiterbildungsvereine wurde am 3. August 1912 der Dramatische Klub mit 42 Mitgliedern gegründet. Anspruchsvolle Aufführungen machten ihn auch für das Publikum aus bürgerlichen Kreisen interessant. 1920 gab es die ersten Vorschläge für ein eigenes Naturtheater und 1926 fiel der Beschluss zum Bau der Bühne im Wasenwald. Am 17. Juni 1928 war schließlich Premiere mit "Die Jungfrau von Orléans".

Eingangstor zum Naturtheatergelände 1928

1933 musste sich das Naturtheater dem "Kampfbund für deutsche Kultur" anschließen. Die zensierten und genehmigten Stücke über Vaterlandstreue und Heimatliebe passten ins nationalsozialistische Deutschland. Trotz Krieg wurde noch bis 1941 Theater gespielt.


"Die Zerstörung der Theateranlage in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges war der absolute Tiefpunkt der Vereinsgeschichte", stellt Kurze fest. Aber schon im August 1946 durfte das Naturtheater wieder gegründet werden; die Theateranlage war 1950 aufgebaut – aber das Publikum hatte sich gewandelt! Es honorierte die Bemühungen des Ensembles um die gebildete Sprache und Stücke der Klassiker nicht mehr. Da wagte Regisseur Klaus Heydenreich den Versuch, dem Publikum ein gehaltvolles Volksstück in schwäbischer Mundart vorzusetzen: Und die Zuschauer strömten an die Theaterkassen. Nach all den Schrecken des Krieges wollten sie wieder einmal von Herzen lachen – Lustspiele und Komödien waren angesagt.

Neue Zuschauerhalle, Einweihung: 6. Juni 2008

Neue Zuschauerhalle, Einweihung: 6. Juni 2008

Ab den 80er/90er Jahren setzte der Verein nicht mehr auf eine bestimmte Richtung, sondern bot seinem Publikum ein breit gefächertes Repertoire. "Der Verein orientiert sich bei der Stückauswahl an den Erwartungen der Zuschauer", betont Rainer Kurze, "aber die Stücke transportieren stets eine Botschaft". Die Gesellschaft ist immer weniger uniform, dem will der Verein Rechnung tragen und präsentiert deshalb eine vielseitige, gute Mischung aus Kinder- und Abendstück, Klassiker, Musiktheater, Mitternachts-Special, Gastspielen.



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