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Mit dem

Mit dem "Myskodil" unterwegs, um Kapitän Langstrumpf zu retten (von rechts): Pippi (Laura Renn), Tommy (Eric Bayer), Annika (Laura Vlantoiu) und Herr Nilson (Emilia Zana) / Foto: Meyer

27.06.2022 - Reutlinger General-Anzeiger

Freilichtbühne – Das Naturtheater Reutlingen lädt mit "Pippi auf den sieben Meeren" ein, seine innere Pippi zu entdecken


Unerschütterlich und lebenslustig

VON DAGMAR VARADY

 

REUTLINGEN. Die lebensfrohe und kecke Pippi Langstrumpf: Wie kann sie uns doch wieder und wieder verzaubern und begeistern, einerlei, ob man nun ein Kind oder ein Erwachsener ist. Nicht umsonst gilt es, sie immer neu zu entdecken, in den Büchern Astrid Lindgrens, im Figurentheater, in Filmen, bei Schattenspielen oder wie am Freitagabend im Reutlinger Naturtheater bei der Premiere von "Pippi auf den sieben Meeren" (Bühnenbearbeitung: Stefan Schröder) mit über 40 Akteurinnen und Akteuren. Auch wenn es ein regnerischer Abend war und die erste Spielhälfte lediglich für das Publikum trocken verlief, waren die Ränge beinahe voll besetzt und die Schauspielerinnen und Schauspieler agierten mit dem schönsten Enthusiasmus.

 

Grooviges Papageienlied

Abenteuer, Unerschrockenheit und Selbstbestimmung – Pippis Markenzeichen waren immerzu spürbar, auch dank Laura Renns ausgelassenem Spiel und ihrem unerschütterlichen und lebenslustigen Auftreten. Gemeinsam mit Tommy (Eric Bayer) und Annika (Laura Vlantoiu) konnte man lernen, was Mut und Freundschaft bedeuten und wie man mit Superkräften und Schlauheit alle Schwierigkeiten überwindet.

 

Irfan Kars und seine Assistentin Carolin Lamparter (Regie) wussten all die zahlreichen Akteure zu würdigen, jeden einzubinden, eine Atmosphäre der Ausgelassenheit zu schaffen. Fröhliches Lachen wurde bisweilen von Staunen abgelöst, wenn etwa Effekte wie Rauch, Bombenknallen oder schillernde Seifenblasen genutzt wurden. Auch die immer wieder eingestreuten Tänze und Lieder (Choreografie: Carmen Lamparter, Musik: Oliver Krämer) stießen auf eine große Resonanz. Die eingängigen Melodien, manchmal auch in Form der bekannten Lieder, verbunden mit flotten und gefälligen Tänzen und Bewegungen verführten zum Mitklatschen.

 

Entzückend waren die als Wolken verkleideten und sich drehenden Kinder, düster die Weisen der Piraten und groovig das Lied des Papageien (Emely Soltic) und des mit Papp-E-Gitarre rockenden Kapitän Langstrumpf (Heiko Raiser). In ihrem Gemisch aus beschränkter Einfalt, zänkisch-tollpatschigem Grimm und facettenreicher Kleidung (Kostüme: Sibylle Schulze) sorgten die Piraten für eine amüsante Kontinuität, für mancherlei Gekicher.

 

Die positive Lebensfreude Pippis, sie war überall zu finden. Auch in vielen Details wie dem peppigen Bühnenbild (Dirk Schneider) mit gelb leuchtender Villa Kunterbunt oder schwankenden Holzwellen. Schwankend torkelte auch immer mal wieder eine sprechende Flaschenpost (Regina P. Torres) über die Bühne, erfreute eine magische Zauberkugel (Selina Diener) mit ihrem aufgeplusterten kugeligen Luftmatratzenstoffkostüm genauso das Auge wie das Dreier-Tandem, das von Pippi kurzerhand als Flugobjekt umfunktioniert wurde.

 

Am Schluss gibt es einen geretteten Vater, Kisten voller Gold, übertölpelte Piraten und eine vergnügte Pippi, die nicht erst jetzt als starke Heldin dasteht. Sicher haben viele der Zuschauerinnen und Zuschauer ihre "innere Pippi" im Verborgenen gespürt, so wie es sich Regisseur Irfan Kars gewünscht hat. (GEA)




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