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Aus dem Vereinsarchiv: Publikum im Gymnasiums-Garten / Foto: NTR

Aus dem Vereinsarchiv: Publikum im Gymnasiums-Garten / Foto: NTR

30.04.2021 - Reutlinger General-Anzeiger

HINTER DEN KULISSEN - Naturtheater Reutlingen

Professionelle Improvisation

Zugegeben, dieser Titel ist recht sperrig, aber er beschreibt einen der roten Fäden, die das Naturtheater Reutlingen seit seiner Gründung begleiten. 1928 wurde die Freilichtbühne im Wasenwald eingeweiht und der Theaterverein konnte einige erfolgreiche Spielzeiten verbuchen. Doch der Zweite Weltkrieg machte dem munteren Theatergeschehen ein Ende, die Anlage wurde in den letzten Kriegstagen zerstört und der Verein wurde aufgelöst, stand quasi vor dem Nichts.

 

Schon im August des Jahres 1946 kommt es aber zum Neustart: Das Reutlinger Naturtheater e. V. wird neu gegründet und spielt ab 1947 wieder. Schillers Worte "Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit, und neues Leben blüht aus den Ruinen" beschreibt die damalige Situation sehr treffend. Doch die Spielstätte ist nun nicht im Wasenwald, sondern im Garten des Friedrich-List-Gymnasiums. Dieser zweite Abschnitt der Reutlinger Freilichttheaterentwicklung wurde 1947 mit Georg Weitbrechts "Anna Susanna" eingeleitet, ein schwäbisches Lustspiel; nach all den Schrecknissen des Krieges wollte das Publikum wieder von Herzen lachen.

 

Noch zwei weitere Spielzeiten fanden im Gymnasiums-Garten statt: 1948 wurde August Hinrichs Komödie "Wenn der Hahn kräht" aufgeführt, 1949 war es Paul Wanners Tragikomödie "Der Schneider von Ulm". In der Zwischenzeit war man im Wasenwald nicht untätig gewesen. Auf dem alten Grundstück wurden die Trümmer beseitigt und eine völlig neue Anlage geschaffen. Für die Finanzierung ließ sich das Naturtheater einiges einfallen – so zogen Kapuzenmänner und allerlei mittelalterliche Gestalten mit Landsknechtwagen durch die Reutlinger Innenstadt und baten die Bevölkerung um Spenden für den "Wiederaufbau des Reutlinger Naturtheaters".

 

Und heute geht es dem Theaterverein wie allen: Die Corona-Pandemie verhindert ein "normales" (Theater-)Leben. Eine Spielzeit ist schon ausgefallen, die diesjährige Saison steht auf wackligen Füßen. Wieder galt und gilt es zu improvisieren. 2020 fanden die ersten Terrassenveranstaltungen statt – mit großem Erfolg. Genau deshalb wird das Konzept weiterverfolgt, wird auch dieses Jahr ein abwechslungsreiches Programm auf der Terrasse angeboten. Die Parallele zur Vereinsgeschichte liegt im "Aufgeben gilt nicht", in einer enormen Spielfreude und in der Sehnsucht, das Publikum zu erfreuen und Applaus zu ernten. Und so entsteht aus der Not wieder Neues. (eg)




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