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17.08.2020 - Reutlinger General-Anzeiger

"Dei Fett ond meine Knocha"

Naturtheater – Kehrer-Schreiber singt und scherzt


Lebenslust statt Coronafrust: So das Motto der Reihe "Kultur tut gut", in deren Rahmen Friedel Kehrer-Schreiber am Samstag schwäbische Lieder und Texte zum Besten gab. Als Überraschungsgast sorgte die Reutlinger Rock ’n’ Roll-Band Roots Of The Moods für Stimmung auf der komplett ausverkauften Terrasse der Naturtheater-Geschäftsstelle.

 

Spaß am Dialekt. Den hat Friedel Kehrer schon seit Jahrzehnten und teilt ihn gerne mit dem Publikum. Fast 40 Jahre lang zusammen mit Maria Lutz alias Märy als schwäbisches Kabarettduo Bronnweiler Weiber. Nachdem ihre langjährige Partnerin Ende 2018 für immer abgetreten ist, stellt sie nun ihre schwäbische Liedermacherkunst solo vor: "Schmecksch du von deim Nachbar seinen Furz, dann isch dein Abstand zu kurz", begrüßt die Bronnweiler Bezirksbürgermeisterin ihr Publikum und gibt die Marschroute vor. Denn wer hier nicht mindestens ein offenes Ohr für den derb-charmanten Witz des schwäbischen Idioms hat, der hat’s in den nächsten gut 70 Minuten nicht leicht.

 

Doch Friedel Kehrer-Schreiber hat hier unter lauschigen Bäumen leichtes Spiel. Schließlich ist unter den gut hundert Besuchern inklusive zahlreichen Zaungästen kein einziger Neigschmeckter. Auch Stuttgarter "Heckenscheißer" verderben nicht den Abend. Kehrers Kommentar dazu: "Lieber a Schneck im Salat als en Schduagarder em Hof".

Gitarrenbegleitung und handfeste Pointen: Friedel Kehrer-Schreiber. FOTO: SPIESS

Gitarrenbegleitung und handfeste Pointen: Friedel Kehrer-Schreiber. FOTO: SPIESS

Zudem macht sie sich laut Gedanken über die Politik und garniert das Ganze mit einer Portion Selbstironie. Corona-Leugner bekommen ebenso ihr Fett weg wie Trump, und über die Grünen weiß sie Folgendes zu berichten: "Früher hend die nach Räucherstäble gschtunka, heut send se au älter und schtenket nach Rheumasalb." Selbst vor schwäbischen Liebeserklärungen macht ihr Witz nicht Halt. Beispiel gefällig? "Dei Fett ond meine Knocha, des gäb a guate Brüh."

 

Schwäbisches und Elvis-Songs

Musik gibt es an diesem Abend auch. Etwa, wenn Kehrer-Schreiber sich auf der Gitarre begleitet und schwäbische Lieder wie "A Liedle von meim Nachbar" oder das gemeinsam mit dem Publikum gesungene "Sommerlied" zum Besten gibt. Und einen Überraschungsauftritt gibt es ebenfalls, als die vier Rock ’n’ Roller von Roots Of The Moods das Publikum mit mehreren Elvis-Songs auf Betriebstemperatur bringen: "Wir sind kurzfristig eingesprungen und kommen gerade vom Baggersee", stellen sie sich vor.


Als eine von vielen Zugaben haben die lockeren Rock ’n’ Roller einen schwäbischen "Schlupfwinkel-Blues" im Repertoire. Das gefällt nicht nur dem mitklatschenden Publikum, sondern auch der Tanzschritte andeutenden Friedel Kehrer-Schreiber: "I sag halt moine Jungs zu euch, gell!" (GEA)

Geplant ist ein Neubau für 5,6 Millionen Euro. Die Corona-Pandemie hat den Theaterleuten einen Strich durch die Rechnung gemacht. Der Zeitplan ist um etwa ein Jahr verrutscht, schätzt Kurze. Baubeginn hätte im November 2020 sein sollen, angesichts der aktuellen Lage verschiebt sich alles bis November 2021.

 

Benefizgala geplant

Für das nötige Kleingeld sollen neben dem Land, der Stadt und dem Landkreis die Zuschauer sowie die Künstler sorgen – eine Gemeinschaftsproduktion sozusagen. Geplant ist für Freitag, 6. August 2021, eine Benefizgala mit dem Titel "Bauprojekt Betriebsgebäude". Namhafte Künstler aus der Region sollen auf der Freilichtbühne zugunsten des Neubaus auftreten und "ein buntes Programm aus Musik, Magie und Comedy" servieren.

 

Mit dem Kauf von Bausteinen kann man dem Naturtheater bei der Finanzierung ebenfalls helfen. Firmen, Vereine und Privatpersonen haben Beträge zwischen 10 und 5 500 Euro gespendet. So kamen bisher immerhin satte 25 000 Euro zusammen. Geholfen hat offenbar auch, dass viele Karten für die vergangene und nicht stattgefundene Spielzeit gekauft, aber nicht zurückgegeben wurden. Verkauft wurden für die vergangene Saison Karten für 100 000 Euro, nur jeder vierte Kartenkäufer gab seine Karte zurück. Somit verbleiben 75 000 Euro in der Vereinskasse.

 

Im neuen Gebäude sollen auch Schulungsflächen für andere Schauspieler entstehen. Ferner soll mit Holz gebaut werden, wofür es ebenfalls Zuschüsse gibt. "Das sind Möglichkeiten, die wir haben", sagt Kurze. Immerhin wurden die ursprünglichen Pläne erheblich abgespeckt. Ursprünglich war von Baukosten in Höhe von fast neun Millionen Euro die Rede.

 

Trotzdem wird die kommende Saison hart. Wie wirken sich die Abstandsregeln aus? Dürfen nur 50 Prozent der Zuschauer rein, oder gar nur 25 Prozent? "2021 wird weitaus schwieriger", bangt Kurze, weiß sich aber doch der Gunst seines Stammpublikums sicher. Sein Haus ist so gut wie immer ausverkauft. (GEA)




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