Naturtheater Reutlingen Mark Gewand 3 72762 Reutlingen Wasenwaldfestspiele Wasenwald Festspiele Homepage Naturtheater Reutlingen Mark Gewand 3 72762 Reutlingen Wasenwaldfestspiele Wasenwald Festspiele Homepage


Friedel Kehrer-Schreiber führte duch das abendfüllende Programm. FOTO: BERNKLAU

Friedel Kehrer-Schreiber führte duch das abendfüllende Programm. FOTO: BERNKLAU

29.07.2019 - Reutlinger General-Anzeiger

Lauter gute Freunde

Spendengala – Prominente Gäste helfen Reutlinger Naturtheater beim Benefiz fürs neue Haus im Wasenwald und verzaubern Publikum mit einer glanzvollen Revue


VON MARTIN BERNKLAU

 

Die Stadtkapelle hatte zünftig eingestimmt auf die Benefizgala, mit der das Reutlinger Naturtheater am Freitagabend den großen Topf für sein neues Haus weiter anfüllen wollte. Vielleicht hatten die schon am Himmel stehenden Wetter ein paar Leute noch vom Weg in den Wasenwald abgehalten. Aber die Zuschauerhalle war doch ganz gut besetzt – und gefühlt mit lauter guten Freunden in bester familiärer Stimmung.

 

Auch vorne auf der Bühne waren neben dem Ensemble jede Menge guter und prominenter Freunde zugegen, um bis in den späten Abend eine geradezu glanzvolle Revue auf die Bühne zu zaubern. Noch breiter als die Naturtheaterbühne ist nur noch das Schwäbisch von Friedel Kehrer-Schreiber, der Bronnweiler Bezirksbürgermeisterin, Stadträtin, Komödiantin und Volkskünstlerin. Holger Schlosser als den kleinen Lord Farquaad vor sich auf den Knien, trat sie als knitze Moderatorin vor ein Publikum, das seine Liebe zu ihrem schwäbischen Mutterwitz und manch kleinen Spitzen sofort zeigte.

 

Das wuchtige Fräuleinwunder Wommy Wonder, einst an der Tübinger katholischen Theologenfakultät zur Künstlerin gereift, stand ihr als erster Gast dabei in nichts nach. Der seit Jahrzehnten begehrte Travestiekünstler hatte sich extra für einen Abend von seiner Stuttgarter Bühne losgeeist und plauderte, witzelte oder sang hinreißend über die Fräuleinprobleme Altern und Gewicht, dazu natürlich – mal mit geistvoll versteckten, mal mit derben Pointen – übers Schwäbische und den Sex.


Das Beste von allem

Für die Gala griff das Ensemble teils tief ins Archiv und nahm die besten Nummern aus den besten Stücken wieder auf, zunächst mit dem "Premierenfieber" (Kiss Me Kate), dem Wanderlied aus "Shrek" und den Wilmersdorfer Witwen, die Berlin auf der "Linie 1" verunsichern. Topas, auch ein alter Freund, ist viel mehr als ein zweimaliger Zauberweltmeister. Wie er die klassisch staunenswerten Kartennummern zur Geräusche-Mitmachgaudi erweiterte, das hatte ebenso Weltniveau wie der guillotinierte Arm, den er selbstironisch in drei Varianten bot: Probe, Premiere und tausendste Vorstellung.

 

Nicht weniger originell löste auch seine langjährige Partnerin Roxanne Jubel beim Publikum aus. Sie hatte eine Nummer drauf, bei der sie sich in blitzschneller Verwandlungskunst über Haar und Frisur (und Ventilator) zu vielerlei Figuren umzubeamen wusste: vom Rockstar über die Operndiva, vom Punk über den Vamp bis zum galaktischen Star-Treck-Girl. Grandios. Zuvor aber trat "Anatevka"-Regisseur und Hausmusikus Alexander Reuter mit verschiedenen Partnerinnen und Evergreens auf. Bei Leonard Cohens "Hallelujah" war dann auch schon Regiepartner Michael Gaeth ("Die kleine Tierschau") dabei.

 

Als sich Hausherr Rainer Kurze von Kehrer-Schreiber zum ehrgeizigen 8-Millionen-Projekt interviewen ließ, begann es tatsächlich zu regnen. Das hielt aber auch nach der Pause niemanden ab, die geplanten Gala-Beiträge ohne Abstrich über die Bühne zu bringen, während das Publikum wieder ins Trockene gebracht war: den Magier Nils Bennett nicht und auch nicht Comedian Michael Gaeth, der die Nässe sogar frech in seine anzüglichen Klamottennummern oder den Song auf dem Segway einzubauen wusste.

 

Das Ensemble setzte bis zum gemeinsamen Finale im "Weißen Rössl" noch eins ums andere an Gesang, Spiel und Tanz aus "Anatevka" oder dem "Kleinen Horrorladen" drauf. Es ging schon stramm auf die letzte Abendstunde, als "The Bloody Chickenheads" zur After-Show-Party nach draußen luden. Leider war es noch nicht wieder trocken, was aber der Galastimmung nur gegen Ende ein kleines bisschen Abbruch tat. (GEA)




© 1999-2024 ITOGETHER