08.06.2015 - Reutlinger General-Anzeiger
Saisonvorschau – Trubel im Wasenwald: Kunterbuntes Naturtheater-Programm beim Tag der offenen Tür
Lust auf mehr Theater
VON PATRICIA KOZJEK
Theater hautnah konnten die vielen Besucher am Sonntag beim traditionellen Tag der offenen Tür und Saisonauftakt im Reutlinger Naturtheater im Wasenwald erleben. Ein kunterbuntes Programm mit Bühnen- und Szenenausschnitten aus »Sams« und »Don Camillo und Peppone«, reichlich Backstage-Einblicke, Musik und Kinderprogramm unter blauem Himmel zog Groß wie Klein im angenehm kühl-schattigen Wald an.
Rund 100 (ehrenamtliche) Helfer packten am Sonntag mit an oder standen für Szenen in teils voller Montur auf der Bühne. »Wir wollen Appetit machen, neugierig auf unsere Stücke machen und ein schönes Programm drumherum bieten«, sagte Bärbel Mauch, die zweite Vorsitzende des Naturtheaters, die die Veranstaltung, zu der jährlich bis zu 2 500 Besucher strömen, für eine »sehr effektive Werbung« hält. »Früher gab's eine ganze Probe zum aktuellen Stück auf der Bühne zu sehen, doch das hatte die Folge, dass sich Besucher das Geld für den eigentlichen Auftritt letztlich lieber sparten«. Nicht gerade im Sinne des Erfinders, deshalb gibt es für Besucher jetzt »nur noch attraktive Häppchen« zu sehen.
Teilweise rotzfrech und voller Schabernack waren Letztere, als das grünschillernde Sams – die elfjährige Marie Schneider mit – seinen feuerroten Haaren und blauen Wunsch-Punkten im Gesicht die Bühne betrat. Sehr zur Freude der jüngeren Besucher, die wie ihre Eltern und Großeltern in den Besucherrängen viel zu lachen hatten.
»Da gibt es nebenher nicht noch Fußball und Flöten«
Denn weiß doch ein jeder: Wo das Sams ist, ist der Unfug nicht weit. Nicht nur Regisseur Ambrogio Vinella hatte währenddessen alle Hände voll zu tun. Schließlich wird das Ensemble jedes Jahr größer. Mit 25 Darstellern hat der »Regie-Quereinsteiger« auf der Reutlinger Bühne angefangen. »Jetzt hüpfen da 42 Menschen herum und alles muss miteinander harmonieren und funktionieren«, erläuterte der leidenschaftliche Theater-Mann lachend, der im zarten jugendlichen Alter von 12 Jahren im Reutlinger Naturtheater seinen ersten Workshop mitgemacht hat, wie er verriet. Für den demnächst 44-Jährigen, ist es das 31. aktive Schauspielerjahr. Zukünftigen Interessenten für das Spielen auf der Bühne kann er nur Folgendes mitgeben: »Jeder sollte sich ganz gut überlegen, ob er die Zeit dafür überhaupt hat oder aufwenden kann. Wer sich fürs Theaterspiel entscheidet, hat nur ein Hobby und das heißt Theater«. Und Regieassistentin Sabine Anlauf ergänzte: »Da gibt es nebenher nicht noch Fußball und Flöten, auch die Ferien gehen meist voll drauf.«
Insgesamt 55 Probetage haben die jungen Darsteller seit Januar schon hinter sich, nun kommen noch 16 Aufführungen – meist am Wochenende – hinzu. »Entbehrung muss schon sein«, bekräftigt Anlauf.
Schon zum dritten Mal hat der 26-jährige Anselm Nadj die musikalische Leitung für ein Bühnenstück mit eigenen Liedtexten im Theater übernommen. Sams-Lieder zum Kinderstück auf CD gibt’s dank ihm und Felix Löwy (Musik) ab der Premiere an der Theaterkasse, während Regisseurin Susanne Heydenreich ihrem Erwachsenenstück von Giovannino Guareschi und den Besuchern schon gerne »Unterhaltung mit Bildungsauftrag und Anregung zu eigenen Gedanken« mitgibt. Trotz aller politischer und gesellschaftlicher Ernsthaftigkeit der Geschichte darf und soll durchaus auch laut gelacht werden, wünscht sich die langjährig erfahrene Regisseurin. Insgesamt viel Wissenswertes von Regisseuren und Verantwortlichen der Produktion zu den diesjährigen Festspielen im Wasenwald bot der Erlebnistag auf jeden Fall. Der spannende Blick in Requisite, Tontechnik und Kostümabteilung beantwortete dabei viele weitere Fragen. (GEA)
