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04.11.2014 - Reutlinger General-Anzeiger

Naturtheater - Die Musikrevue »Theater, Pech und Pannen« feiert im Gasthaus »Waldesslust« Premiere


Das Leben ist ein Theaterspiel

VON JÜRGEN SPIESS

 

Ach ja, das Theater. Da geht es zu wie im richtigen Leben und es gibt immer wieder Abende, an die man sich noch gerne erinnert: »Theater, Pech und Pannen«, eine musikalische Zeitreise hinter die Kulissen und in die theatralische Vergangenheit des Naturtheaters gehört gewiss dazu.

Große theatralische Wirkung: Die Premiere des Naturtheaters in der »Waldesslust« war bunt und unterhaltsam / Foto: Spiess

Große theatralische Wirkung: Die Premiere des Naturtheaters in der »Waldesslust« war bunt und unterhaltsam / Foto: Spiess

Gut zweieinhalb Stunden wurde am Sonntag im voll besetzten Gasthaus »Waldesslust« gesungen, gelacht, mitgeklatscht, erinnert und schwadroniert. Viel Beifall gab es für die neun Darsteller des Naturtheater-Ensembles, die die musikalische Revue in der Regie von Sascha Diener in nur vier Wochen einstudiert haben.

 

Ein »Best of« der peinlichsten Pannen und Zwischenfälle aus rund 20 Jahren Theaterarbeit auf die Bühne zu bringen. Geht das überhaupt? Es geht – und in der mit viel schwarzem Humor, Slapstick-Szenen, Gesangseinlagen und ironischen Anspielungen vollgepackten Musikcollage ganz hervorragend.

 

Brüchige Bretter

Sehr atmosphärisch und meist mit einem Witz auf den Lippen zelebrieren die Theater-Zeitreisenden einen Ausflug hinter die Kulissen des Naturtheaters. Da werden Songs aus früheren Musical-Produktionen präsentiert, kultige DeutschPop-Schlager wie »Aber bitte mit Sahne« oder »Männer« mit abgewandelten Texten geschmachtet und entlarvende Anekdoten über die brüchigen Bretter, die die Welt bedeuten, erzählt.   

 

Dabei geben Julia Coolens, Sascha Diener, Manuela Hansow, Lea Karle, Pascal Muckenfuß, Angela Sauter, Claudia Sieger, Timon Streicher und Carina Weber Einblicke abseits des Rampenlichts und scheuen auch nicht vor Beichten und Pannen zurück, die eigentlich nicht fürs Publikum bestimmt waren.

 

Etwa, als Sascha Diener einst bei einer Aufführung der »Feuerzangenbowle« eigenhändig ein Feuer auf der Bühne löschen musste. Oder als das Messer, mit dem sich Julia Coolens bei einer Aufführung von »Romeo und Julia« erdolchen sollte, verloren ging und sie verzweifelt nach einem alternativen Selbstmord-Werkzeug suchte. Diese und andere Pannen-Szenen werden mit viel Humor auf die Bühne gebracht und zeigen: Schauspieler sind auch nur Menschen. Entscheidend ist, dass man aus diesen Situationen das Beste macht und das Publikum im Glauben lässt, dass alles so geplant war. Zudem gewähren die neun Darsteller auch Einblicke in die kleinen Geheimnisse eines Theaterbetriebs. Von der ersten trockenen Leseprobe bis zur aufreibenden Premiere passiert da einiges, was die Nerven der Schauspieler strapaziert.

 

Zum Beispiel die ewigen Wiederholungen bei den Proben, das Gestreite und Gezanke im Backstage-Bereich oder die nicht gelösten Beziehungsprobleme zwischen Ex-Partnern. Denn: »Das Theater ist nicht nur zweite Heimat und Familie, sondern häufig auch Partnerbörse«, was im abgewandelten Text von Nenas »Nur geträumt« herrlich zum Ausdruck kommt. Auch und gerade bei den Musical-Schmachtfetzen füllen die Darsteller ihre Rollen sehr körperbetont und verblüffend souverän aus und werten die Revue mit ihren Stimmen und musikalischen Brüchen enorm auf.

 

Begleitet von einer Diashow und großer theatralischer Wirkung, ausgiebigen Gesangseinlagen und einem engagierten Ensemble hat Sascha Diener für die diesjährige Saaltheatersaison ein unterhaltsames und buntes Stück inszeniert. Und was das Beste ist: Der Abend ist reich an Effekten, aber noch reicher an witzigen und kreativen Einfällen.

 

So gehen Theater und Leben in diesen zweieinhalb Stunden zwar nicht immer gemeinsame Wege, passen aber doch ganz wunderbar zusammen. Nächste Vorstellungen sind am 9. November, 16 Uhr, am 14. und 15. November, jeweils 20 Uhr, sowie am 16. November um 16 Uhr in der »Waldesslust«.




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