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11.05.2013 - Reutlinger General-Anzeiger

Klassiker unter freiem Himmel

HINTER DEN KULISSEN - Naturtheater Reutlingen


Bleiben wir bei unserer Rückschau, mit der wir in der letzten Kolumne begonnen haben. Dieses Mal schauen wir uns die Geschichte der Freilichtbühne im Wasenwald genauer an. Sie hat diesen detaillierteren Blick sehr wohl verdient, denn sie hat wechselhafte und stürmische Zeiten erlebt, sie wurde gebaut, zerstört und wieder aufgebaut. Sie erlebte fröhliches Miteinander und gespanntes Theaterpublikum, aber auch politisches Ränkespiel, Druck und Willkür.

 

Nach dem Beschluss des Dramatischen Klubs im November 1926, eine Freilichtbühne zu bauen, ging die Vereinsleitung auf die Stadt Reutlingen zu, um Gespräche über ein geeignetes Gelände zu führen. Schnell kam es zur Einigung, und so entstand im Wasenwald unter der Leitung von Architekt Winter eine Zuschauerhalle mit 2 000 Sitzplätzen. Außerdem wurde eine Kantine gebaut. Das alles geschah in Eigeninitiative und im – wie wir heute sagen – Teamwork des Arbeiterbildungsvereins und des Dramatischen Klubs. Eine Leistung, die auch aus heutiger moderner Sicht eine unglaubliche war!

 

Und diese Leistung wurde belohnt: Am 17. Juni 1928 wurde die Reutlinger Freilichtbühne mit dem Klassiker »Die Jungfrau von Orléans« von Friedrich Schiller eingeweiht. Ein dem Theaterverein vorliegender Bericht über die Premiere liefert folgende nicht uninteressante Information: »Nachdem die Hauptprobe teilweise unter strömendem Regen und etwas längerer Zwischenpause für die Mitglieder schon morgens stattgefunden hatte, begann mittags um drei Uhr die Hauptvorstellung für das allgemeine Publikum. Der Besuch ließ allerdings zu wünschen übrig, da nur circa 400 Besucher anwesend waren. Für die Wenigen bedeutete der Besuch allerdings einen einzigartigen Genuss ...«.

 

Verregnete Proben gibt es (leider) auch in der heutigen Zeit häufig, ebenso wie mäßig besuchte Vorstellungen, die den Zuschauern jedoch überaus gut gefallen. Werbeaktionen und Mundpropaganda trugen und tragen dazu bei, eine Spielzeit erfolgreich werden zu lassen.

 

Ganz im Sinne ihres Bildungsauftrages wählten die Theaterverantwortlichen des Vereins die Stücke aus, viele Jahre wurden die deutschen Klassiker gespielt: Lohengrin, Die Nibelungen oder Faust. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten änderte sich vieles. Doch diese Zeit bedarf einer eigenen Kolumne. (bm)




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