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23.03.2013 - Reutlinger General-Anzeiger

Naturtheater - Verein behält Gaststätte »Waldesslust« vorerst doch. Top-Ten-Freilichtbühne in Deutschland


37 000 Stunden Ehrenamt

VON CHRISTOPH B. STRÖHLE


Das Naturtheater Reutlingen (NTR) hat seine Pläne, die Gaststätte »Waldesslust« zu verkaufen, vorerst ausgesetzt. Verhandlungen hätten gezeigt, dass wohl doch nicht der Ertrag zu erwarten ist, den man sich erhofft hat, sagte NTR-Vorsitzender Rainer Kurze am Donnerstag bei der Jahreshauptversammlung des knapp 300 Mitglieder zählenden Vereins.

Bärbel Mauch und Rainer Kurze teilen sich seit zehn Jahren den Vorsitz beim Naturtheater Reutlingen / Foto: Ströhle

Bärbel Mauch und Rainer Kurze teilen sich seit zehn Jahren den Vorsitz beim Naturtheater Reutlingen / Foto: Ströhle

»Bis 2018 wird alles beim Alten bleiben.« Der Vertrag mit Pächter Thomas Wilke solle bis dahin verlängert werden. Zudem will der Theaterverein in Ruhe prüfen, ob im Rahmen eines Gesamtkonzepts die Gaststätte nach einer Umgestaltung für Vereinsaktivitäten dauerhaft nutzbar gemacht werden können. Das Vereinsheim, eine Baracke aus den 1960er-Jahren, ist mittlerweile reichlich marode und auf die Dauer zu eng. Der Erlös aus dem Verkauf der »Waldesslust« sollte ursprünglich den Grundstock für den Bau eines neuen Vereinsheims bilden.

 

54 000 Euro investiert

Rund 54 000 Euro hat das Naturtheater im vergangenen Jahr in Freilichtbühne, Theateranlage und Gerätschaften sowie in die Gaststätte investiert. Investitionen in ähnlicher Höhe sind auch 2013 vorgesehen. Finanziert werden sollen sie aus dem laufenden Betrieb – bei einem erwarteten Jahresumsatz von 440 000 Euro (im Jahr 2012 lag dieser bei 410 000 Euro).

Gerechnet nach den Zuschauerzahlen für seine Eigenproduktionen zählte das Naturtheater Reutlingen im Berichtsjahr 2012 wieder zu den »Top Ten« des Verbands Deutscher Freilichtbühnen. Bundesweit belegte das NTR mit 22 313 Gästen den neunten Platz, in Baden-Württemberg rangierte es hinter Ötigheim und Heidenheim auf Rang drei. Nimmt man die übrigen Veranstaltungen dazu – etwa das Gastspiel von Matthias Reim mit Band –, waren es sogar 27 700 Besucher: »Eine mehr als erfolgreiche Spielzeit«, wie Rainer Kurze zufrieden feststellte.

Die Auslastung war bei den »Wasenwald-Festspielen 2012« recht unterschiedlich. Während man mit der Eigenproduktion »Pippi Langstrumpf« in 14 Vorstellungen 13 728 Zuschauer erreichte (Auslastung 98,1 Prozent), sahen sich das Stück »Dracula« in 16 Vorstellungen lediglich 8 586 Besucher an (Auslastung 53,6 Prozent). »Wir wussten im Vorfeld, dass wir mit der Vampirgeschichte nicht alle ansprechen. Ich denke aber, dass es wichtig ist, als Theater vielseitig zu bleiben und den Mut zu haben, auch mal ein solches Stück zu zeigen«, sagte Kurze.

Eine Zäsur hat es zum 31. Dezember 2012 gegeben: Die Chorgemeinschaft mit der katholischen Kirchengemeinde St. Wolfgang wurde per einstimmigen Beiratsbeschluss nach über 25-jähriger Symbiose beendet. Zuletzt war die Schnittstelle zwischen beiden Institutionen immer kleiner geworden. Die Versuche, Aktive aus dem Theaterbereich für die Chorgemeinschaft zu gewinnen, scheiterten. In einer außerordentlichen Sängerversammlung sprachen sich auch die Akteure mehrheitlich gegen einen Fortbestand der Chorgemeinschaft aus. Die Pflege des mehrstimmigen Gesangs soll künftig verstärkt für die Theaterproduktionen genutzt werden.

Neu: Familientarif

 

Ehrenamtliches Engagement wurde im vergangenen Jahr beim Theaterverein wieder großgeschrieben: 150 Aktive waren rund 37 000 Stunden im Einsatz. Im Jubiläumsjahr 2013 dürften es kaum weniger werden. Gefeiert wird, dass vor 150 Jahren der Arbeiterbildungsverein in Reutlingen gegründet wurde, aus dessen Wurzeln zunächst der »Erste Dramatische Klub« von 1912 und schließlich 1928 das Reutlinger Naturtheater hervorging. Susanne Heydenreich wird im Jules-Verne-Klassiker »In 80 Tagen um die Welt« (Premiere am 21. Juni) die Regie übernehmen. Janne Wagler wird das Kinderstück »Mein Freund Wickie« (Premiere am 28. Juni) inszenieren, bei dem Anselm Nadj, Jazz- und Popgesang-Student an der Musikhochschule Stuttgart, erstmals die musikalische Leitung übernimmt. Für »Wickie« sind bereits 25 Prozent aller Karten verkauft. Die Jahreshauptversammlung beschloss, die Vereinsmitgliedsbeiträge leicht anzuheben und erstmals auch einen Familientarif einzuführen. (GEA)




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