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Das neue Betriebsgebäude im Wasenwald: Es soll aufgrund der Nutzungsmöglich-keiten zu einem

Das neue Betriebsgebäude im Wasenwald: Es soll aufgrund der Nutzungsmöglich-keiten zu einem "Kompetenzzentrum für Amateurtheater" werden. GRAFIK: MAST

21.11.2019 - Reutlinger General-Anzeiger

"Beschämendes Angebot"

Naturtheater – Wer bezahlt das neue Betriebsgebäude? Stadträte kritisieren die dürftige Zusage des Landkreises


VON HANS JÖRG CONZELMANN


Das neue Betriebsgebäude des Naturtheaters kostet 8,67 Millionen Euro. Weil nur ein Drittel der Besucher aus dem Stadtgebiet kommt, aber zwei Drittel aus der Region und darüber hinaus, soll sich auch der Landkreis an den Kosten beteiligen.

 

Die Leute vom Naturtheater rechnen mit mindestens zwei Millionen Euro vom Kreis – eine Summe, die auch von der Stadt Reutlingen und vom Land erwartet wird. Das Landratsamt ist gerade dabei, diese Zahl zu pulverisieren, bisher nichtöffentlich. In den Vorschlägen für den Kreishaushalt 2020, die am 18. Dezember öffentlich diskutiert werden, finden sich gerade mal 100 000 Euro für den Neubau, und das sogar verteilt auf die nächsten fünf Jahre.

 

Bekenntnis vom Kreis gefordert

Naturtheater-Chef Rainer Kurze kritisierte den geringen Betrag im Verwaltungs- und Kulturausschuss der Stadt, wo er gemeinsam mit Architekt Christoph Mast die Pläne vorstellte. "Es reicht nicht aus, nur schöne Worte zu machen, sondern man muss auch handeln." Der Landkreis solle sich klar bekennen, ob er ein städtisches Naturtheater wolle. Vergleiche zum Naturtheater Hayingen zu ziehen, sei nicht legitim: Dieses agiere im ländlichen Raum und erhalte deshalb Sondermittel aus Stuttgart. Er finde das bisherige Angebot des Landkreises beschämend. 

 

"Das Ganze steht und fällt mit den Finanzierungsanteilen", bestätigte Bürgermeister Robert Hahn. Die Drittel-Finanzierung (Stadt, Landkreis und Land) sei zumindest im Reutlinger Haushaltsplan gesichert. Dass das Land seinen Teil beisteuere, sei für ihn so gut wie sicher. Die dürftige Zusage des Landkreises wertete er als "nicht nachvollziehbaren Vorgang". Die Zuschaueranalyse (zwei Drittel aus der Umgebung) mache eine Korrektur dringend erforderlich. Dies fanden auch die Stadträte im Ausschuss.

 

Die Stadt hatte dem Naturtheater im September 2018 mit einem einstimmigen Gemeinderatsbeschluss einen Planungskostenzuschuss in Höhe von 400 000 Euro zugesichert und ging damit in Vorleistung. Die Baumaßnahme wird sich über einen Zeitraum von fünf Jahren erstrecken und soll im Herbst 2024 abgeschlossen sein. Die Finanzierung wird sich also über mehrere Haushalte hinziehen. Das Naturtheater selbst ist bereit, eine Million Euro aus eigener Leistung beizusteuern. Der Restbetrag soll durch die genannten öffentlichen Zuschüsse finanziert werden.

 

Wer der bereits geschlossenen "Waldesslust" nachtrauert, wird dies auch weiterhin tun: Eine Gaststätte wird es im neuen Betriebsgebäude nicht mehr geben. Kurze begründete dies mit dem hohen Aufwand und dem geringen Ertrag, den ein Gaststättenbetrieb für den Verein abwerfe. Ein solcher Betrieb passe nicht zum Kerngeschäft der Kulturarbeit. Kurze verwies auf die umliegenden Gastronomiebetriebe, die seinen Gästen zur Verfügung stehen.

 

Das derzeitige Betriebsgebäude ist zu klein, marode und baufällig geworden. Auch der Raum der ehemaligen "Waldesslust" ist in einem schlechten Zustand. "Es besteht Handlungsbedarf, denn sonst ist der Theaterbetrieb langfristig gefährdet", sagt Kurze. Eine Sanierung beider Gebäude (beides Holzkonstruktionen aus den 1940er-Jahren) sei nicht wirtschaftlich. Sie sollen deshalb abgerissen und durch das neues Betriebsgebäude ersetzt werden. Nachhaltigkeit und ökologische Gesichtspunkte sollen beim Bau eine wesentliche Rolle spielen.

 

Der Theaterverein hat 310 Mitglieder, beschäftigt vier Festangestellte und fünf Honorarkräfte (in den Bereichen Regie, musikalische Leitung, Bühnen- und Kostümbild). Das Naturtheater hat ein jährliches Haushaltsvolumen von rund 600 000 Euro und finanziert sich zu 85 Prozent selbst. Im Sommer präsentiert es auf seiner Freilichtbühne bis zu 38 Veranstaltungen. (GEA)

 

 NEUES BETRIEBSGEBÄUDE                                   

Auch andere Amateurtheater und Vereine dürfen es nutzen


Raumkonzept: Mehrere Proben oder Schulungen können parallel stattfinden, ohne sich gegenseitig zu stören. In der Schneiderei ist das gleichzeitige Arbeiten von bis zu sechs Personen möglich. Große Umkleideräume bieten genügend Platz für die Ensembles, und in der Maske gibt es zehn Schminkplätze (bisher drei). Der Neubau hat Synergieeffekte: Nicht alle Räume werden 365 Tage im Jahr vom Naturtheater benötigt. Sie sollen auch anderen Amateurtheatern oder Vereinen zur Verfügung stehen. Nutzung: Folgende Räume sind vorgesehen: Drei Umkleidegarderoben mit Sanitärbereich, öffentliche Toiletten, Produktionskostümlager, Waschküche, Trockenraum für Kostüme, Kostümfundus mit Kostümverleih, Schneiderei, Lagerräume, Küche, Büros, Archiv, Tonstudio, Ticketverkauf, zwei Probe- und Seminarräume, Jugendraum, Aufenthaltsraum und ein Veranstaltungsraum (198 Sitzplätze) mit Bühne und Laderampe. (GEA)




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