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06.04.2013 - Reutlinger General-Anzeiger

Ein Verein im hohen Alter

HINTER DEN KULISSEN - Naturtheater Reutlingen


Mit 150 Jahren ist man ganz schön alt und sieht wohl auch so aus. Doch wer den hier gemeinten Jubilar anschaut, würde es nicht merken, dass er so viele Jahre bereits auf dem Buckel hat. Die Rede ist vom Naturtheater Reutlingen, dessen Anfänge auf das Jahr 1863 zurückgehen.

 

Manche(r) mag sich nun wundern, denn die Freilichtbühne im Wasenwald existiert ja »erst« seit 1928. Da wurde doch vor einiger Zeit das 75-Jahr-Jubiläum gefeiert. Was war nun also vorher? Werfen wir einen Blick in die weit zurückliegende Vergangenheit und eine einzigartige Geschichte: Das Naturtheater Reutlingen ging als einziges Freilichttheater in Deutschland aus einem Arbeiterbildungsverein hervor. 1863 gründeten Handwerker und Beschäftigte der Textilindustrie mit durchaus noblen Absichten den Arbeiter-Bildungs-Verein. Ziel war die Verbesserung der Elementarbildung der Vereinsmitglieder.

 

Das Angebot war erstaunlich breit angelegt: Es wurde der mehrstimmige Gesang gepflegt, es wurden Fortbildungen im Lesen und Rechnen angeboten und Vorträge abgehalten. Und es gab eine Bibliothek, die bis 1919 bestand und ziemlich beachtlich war. Außerdem erhielten die Mitglieder im Krankheitsfall finanzielle Unterstützung.

Historisches Foto aus den Anfängen der Vereinsgeschichte des Naturtheaters
Foto: privat

Alles schön und gut, doch wo bleibt hier das Theaterspielen? Das ließ tatsächlich nicht lange auf sich warten. Im Jahr 1889 fand anlässlich des Jahresfestes erstmals eine Theaterinszenierung statt. Gespielt wurde der Einakter »Dr. Kranichs Sprechstunde«. Man kann sich leicht denken, wie es weiterging: Wenige Jahre später, im Jahr 1912, wurde der »Dramatische Klub« gegründet, in dem sich die theaterbegeisterten Mitglieder des Arbeiterbildungsvereins zusammenschlossen. Von nun an war auch die Pflege des Schauspiels ein Vereinsziel. Der Klub trat mit Einaktern und kleinen Theaterstücken in Reutlingen auf.

 

Und wo ist in dieser Geschichte nun die Freilichtbühne? 1920 erfolgte der Beitritt zum Württembergischen Landesverband für Volksbühnenspiele.

 

Beim Verbandstag 1926 in Heidenheim kamen die Reutlinger auf den Geschmack: Dort gab es nämlich seinerzeit bereits ein Naturtheater. Es kam, wie es kommen musste: Nach einem entsprechenden Beschluss wurde in Eigeninitiative eine Freilichtbühne mit 2 000 Zuschauerplätzen gebaut, die am 17. Juni 1928 eingeweiht  wurde. Geboten wurde Schillers »Jungfrau von Orléans«, ein klassisches Stück, ganz in der Tradition der Volksbildung. (bm)




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